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2012 Weißer Burgunder Spätlese trocken – im Barriquefass gereift – Hammelburger Heroldsberg

„Müller! Das Weingut und Weinhotel“, Hammelburg

Etwas Skepsis hatte mich schon beschlichen vor dem Öffnen dieses Weines, ja das gestehe ich ganz freimütig. Schon zu oft habe ich (über)ambitionierte Weine im Glas gehabt, welche die geweckten Erwartungen nicht erfüllen konnten. Satte 14% vol. Alkohol laut Etikett, extraschwere Burgunderflasche und dann noch im Barrique ausgebaut. Würde ich gleich so einen fetten, überholzten Wein-Bodybuilder im Glas haben, der vor lauter Kraft nicht laufen kann? Der einen nach dem zweiten Glas zu Boden wirft wie ein japanischer Sumoringer?

2012-heroldsberg-weissburg-spaet-trockenIch bitte um Nachsicht lieber Winzer: Mea maxima culpa! Alles falsch, wie konnte ich nur so von deinem Baby denken? Ja Baby, denn das ist er noch dein 2012er Weißburgunder. Wo sich andere Weine aus diesem sehr guten Jahrgang bereits ihrem Höhepunkt nähern oder bereits auf dem absteigenden Ast sind, befindet sich dein Wein noch ganz am Anfang einer langen Entwicklung. So etwas hatte ich schon lange nicht mehr im Glas. Meine grundsätzliche Skepsis gegenüber barriqueausgebauten Weißweinen möchte ich an dieser Stelle gar nicht verhehlen. Aber wenn Winzer feinfühlig mit dem Instrument „Holzwürze“ umzugehen wissen und einen solch fantastischen Wein auf die Flasche bringen, dann bin ich der Letzte, der nicht von seinen Vorurteilen abrückt. Dann werde ich sogar zum Fan!

Schon die hellgelbe Farbe zeugt – trotz mittlerweile dreijähriger Reife des Weines – von seiner relativen Jugend. Das ist Holz vom Allerfeinsten in der Nase, keine erschlagenden Vanille- und Butterscotch-Aromen. Da ist auch ganz viel Frucht von reifer Williamsbirne, welche zusammen mit den Barriquearomen eine Einheit bildet und sich wie ein fein gewobener Teppich darbietet. Das ist in der Nase und auch am Gaumen so herrlich frisch und floral, sogar leicht mineralisch, dass man versucht ist, den Wein schneller zu trinken als es möglicherweise gut für einen ist.

Mit 2 Gramm Reszucker pro Liter ist der Wein auch absolut trocken. Oft relativiert leider ein „Restzuckerschwänzchen“ von 7 oder 8 Gramm die Qualität solcher Weine. Aber nicht hier. Die wunderbar harmonische Säure sorgt für Trinkfluss und Harmonie am Gaumen. Das ist „großes Kino“. Mit 13,50 Euro für die Flasche zwar nicht ganz billig, aber im eigentlichen Wortsinn preiswert. Dieser „Herold “ macht seinem „Dienstherrn“ alle Ehre!