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Archiv für den Monat: März 2016

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2012 Merlot trocken Seinsheimer Hohenbühl – Ein Fränkischer Exot

Weingut Emmerich, Iphofen

Nachdem ich bereits im Juli letzten Jahres einen Merlot aus dem Frankenland vorgestellt hatte, kann man nicht von eine Premiere für diese in unseren Breitengraden recht exotische Rebsorte sprechen. Gerade einmal 8 Hektar werden von dem Reben-Global-Player in Franken kultiviert.

Aber ein anderer, wie ich finde, sehr bemerkenswerter Umstand trägt dafür sehr wohl zu einem Novum bei. Ob Sie es glauben oder nicht, dies ist der erste Wein nach über 70 Verkostungen, welcher mit einem Naturkorken verschlossen ist. Dies sagt sehr, sehr viel über die mittlerweile erreichte Marktakzeptanz des Schraubverschlusses aus. Das Weingut Emmerich verwendet zwar auch Schrauber für den Großteil des Sortiments, aber bei den hochwertigen Rotweinen eben (noch) nicht. Allerdings möchte ich an dieser Stelle auch gar keine Grundsatzdiskussion über Vor- und Nachteile von Verschlussarten vom Zaun brechen. Ich wollte lediglich diesen bemerkenswerten Umstand, welcher für sich spricht, mitteilen.

2012-hohenbuehl-merlot-trockenDoch was viel wichtiger als jedwede Verschlussart ist: wie präsentiert sich unser fränkischer Merlot im Glas? Die Trauben stammen aus der Lage „Seinsheimer Hohenbühl“ und sind im sehr guten Jahrgang 2012 gewachsen. Nach einer klassischen Maischegärung wurde der Wein im Holzfass gereift. Die glänzend granatrote Farbe macht unmittelbar Lust den Wein zu erkunden. Auch wenn wenig Verwechslungsgefahr mit einem klassischen Pomerol besteht, so ist die Nase durchaus charakteristisch. Neben einer sehr feinen, dunkelbeerigen Frucht mit dezenter Vanillenote, verschafft sich vor allem eine unglaublich tolle Würzaromatik in Kombination mit einer leichten Ledernote Aufmerksamkeit. Auch eine gewisse „Schokoladigkeit“, wie ich sie als sehr sortentypisch empfinde, schwingt mit.

Am Gaumen entwickelt der Wein dann einen fast schon beängstigenden Trinkfluss. Balance ist hier das Zauberwort. Die Tannine sind ultrafein, die Säure sorgt für Frische und die Frucht ist reif aber nicht überreif. Der Wein gleitet über die Zunge, betört mit seiner reintönigen Frucht und besitzt im Abgang genau das richtige Maß an Bitterstoffen, um nicht als weichgespült zu gelten. Das ist genau die Art von Rotwein, wo die Flasche viel zu schnell leer ist und man nochmals in den Keller stapfen muss um Nachschub zu holen. Außer man war vorausschauend und hat genügend bei Frankenweinliebhaber bestellt!

2014 „Alte Steige“ Cuvée trocken

Weingut Staudt, Sulzfeld

Mit der Rotwein-Cuvée „Alte Steige“ hat Familie Staudt aus Sulzfeld zwei Rebsorten miteinander vermählt, welche sonst wohl eher selten eine Marriage eingehen dürften.
Wir alle kennen Kombinationen, die niemand ernsthaft hinterfragt, die quasi Gemeingut sind: Trollinger mit Lemberger in Württemberg, Cabernet Sauvignon/Merlot überall auf der Welt, GSM (Grenache, Syrah, Mouvedre) in Australien und so einige mehr.

2013-altesteige-cuveeAber eine Liaison zwischen dem „Edelmann“ Spätburgunder und der „Bauernmagd“ Dornfelder, kann das gutgehen? Die Antwort lautet eindeutig: Ja! Sehr gut sogar, denn der Spätburgunder mildert mit seiner Feinheit und Eleganz ein Stück weit die eher rustikale Art des Dornfelders.

Ich kenne zwar nicht die genauen Mengenverhältnisse der Cuvée, aber ich tippe in Anbetracht der satten, purpurroten Farbe des Weines auf einen relativ hohen Dornfelder-Anteil. In der Nase stehen dunkelbeerige und kirschige Fruchnoten im Vordergrund. Aber auch etwas Rote Beete mit ihrem typisch erdig-süßlichen Duft macht sich breit. Für mich ist das gar nicht so weit entfernt von so manchem Domina-Rotwein aus Franken. Dies nur als kleiner Hinweis, in welche Richtung die Reise aromatisch bzw. stilistisch geht.

Am Gaumen besitzt der Wein bei aller Geschmeidigkeit durchaus Kraft und Fülle. Die Gerbstoffe sind feinpoliert und treten nicht dominant in Erscheinung. Was die Cuvée „Alte Steige“ geschmacklich besonders prägt, ist eine herrlich frische Säure, welche vermutlich der Spätburgunder-Anteil beisteuert. Alles in allem handelt es sich um einen mittelkräftigen, wunderbar trinkigen Rotwein, der zwar nicht von größtmöglicher Komplexität geprägt ist, aber dafür durch seine geradlinige, saftige Art für sich einzunehmen weiß. Ein herrlicher „Sauf“-Rotwein, falls Sie mir diese Ausdrucksweise gestatten. Es lohnt sich durchaus, diese „Alte Steige“ zu erklimmen!

2013 Blauburger trocken

Weingut Lother, Wipfeld

Was uns Familie Lother hier kredenzt, fällt, zumindest was die Verbreitung der Rebsorte anbelangt, in die Kategorie „rarest of the rare“.
Der Blauburger stammt aus Österreich, wo er auch hauptsächlich angebaut wird, und gehört zu den älteren „Neuzüchtungen“. Er wurde bereits 1923 von Prof. Dr. Fritz Zweigelt an der Bundeslehr- und Versuchsanstalt Klosterneuburg aus Portugieser und Blaufränkisch gekreuzt. Wird er in seinem Heimatland immerhin auf ca. 1000 Hektar kultiviert, so sind es in Deutschland gerade einmal 3 Hektar, wovon volle zwei Hektar in Franken stehen.
2013-blauburg-trockenDie Sorte ist für mittlere Lagen geeignet und stellt geringe Ansprüche an den Boden.
Sie liefert in guten Jahren kräftige, dunkel gefärbte Rotweine mit an Beerenfrüchte erinnerndem Bukett. Unser Exemplar dieser äußerst seltenen Sorte stammt aus dem eher kühlen, nicht von Hochreife geprägten Jahr 2013. Von daher mag die nicht ganz so tiefe, kirschrote Farbe des Weines auch nicht überraschen. In der Nase fächert sich ein tolles beerig-fruchtiges Bukett auf mit Anklängen von Brombeere und Schattenmorelle. Die Komplexität wird aber noch gesteigert durch feine Gewürzassoziationen (Wacholder, Piment) und einen Hauch laktischer Noten.

Am Gaumen präsentiert er sich von mittlerer Statur. Die Tannine sind sehr sanftmütig und meinen es gut mit uns Weingenießern. Geschmacklich kommt die Säure wunderbar zum Tragen und verleiht Frische und Präzision im Trunk. Da ist nicht Breites oder gar Behäbiges, vielmehr wirkt der Blauburger von Familie Lother schlank und trinkig. Aber Sie kennen ja bereits meine Einstellung zu diesem Thema, falls Sie schon die eine oder andere Beschreibung von mir gelesen haben. Diese Art von frischen, leicht gekühlt zu servierenden Rotweinen eignet sich ganz ausgezeichnet als Speisenbegleiter, da sie nicht so schnell sättigen, sondern Lust auf den nächsten Bissen und dann wieder den nächsten Schluck machen und so fort.

Sehr gut kann ich mir bei diesem Wein die Kombination mit einem Freilandhuhn, nach mallorquinischer Art zubereitet, vorstellen.

9. Fränkische Feinschmeckermesse in Iphofen

Das Land – Der Wein – Die Küche

Am Wochenende 12. + 13. März 2016 dreht sich in Iphofen bereits zum neunten Mal alles rund ums Thema fränkische Feinkost. Die Fränkische Feinschmeckermesse lädt zum Probieren und Kaufen von hochwertigen fränkischen Produkten, Iphöfer Weinen und Gerichten der Iphöfer Wirte ein. Die Messe belegt, welch große Rolle die Gedanken „Was essen wir und wo kommt es her? Wer stellt die Lebensmittel her, die wir so gerne und genussvoll verzehren?“ für bewusste Genießer spielen. Ernährung ist mehr als ein gefüllter Magen. Bewusst leben – bewusst essen – bewusst genießen!
Iphofen-Feinschmeckermesse---stefan-ernst-1Die Stationen verteilen sich gemäß dem Motto „ Das Land – Der Wein – Die Küche“ auf die Karl-Knauf-Halle, die Vinothek und die Wirte Iphofens.
In der Karl-Knauf-Halle präsentiert die Weinstadt Iphofen ein Wochenende lang die besten Feinkostlieferanten der Region und erfüllt den Wunsch nach hochwertigen, frischen und regionalen Nahrungsmitteln. Das erweiterte Platzangebot macht den Messebesuch noch entspannter und bietet mehr Raum zum Verweilen an den Messeständen. Die Gelegenheit, sich bei den über 30 kompetenten Direktvermarktern aus der Region zu informieren und die ausgezeichnete Qualität der Produkte zu verkosten, ist einmalig, ebenso wie die Gelegenheit, die gesamte Vielfalt fränkischer Feinkost käuflich zu erwerben. Passend zur Messe kreieren die bisherigen Direktvermarkter leckere Produktneuheiten. Ein Wechsel bei den Ausstellern, wie beispielsweise beim Honig, sowie neue Aussteller, darunter auch der einzige Safrananbieter Frankens, Honigschätze und der Mainfranken-Mohnhof, machen das Angebot noch vielfältiger. Die Produktkreationen werden immer feiner, spezialisierter und zeitgemäßer. So kommt der Frühling auf den Tisch!
Auch die Iphöfer Winzer sind persönlich mit einem Gemeinschaftsstand in der Karl-Knauf-Halle vertreten.
Die Genussvereinigung Slow Food bietet spannende Geschmackserlebnisse an zu Themen wie „Exkursion zum Alten fränkischen Satz – Geschichte, Anbau, Verkostung“ oder „Fränkische Streuobstwiesen – ihre Bedeutung für unsere Kulturlandschaft mit einer Vergleichsverkostung sortenreiner Säfte“. Zusammen mit den kleinen und großen Kindern werden Bagges mit Apfelmus gekocht. Der Bayerische Bauernverband zeigt in Kochvorführungen und Kostproben die „Lieblingsrezepte der Landfrauen“. Unter dem Motto „Auf die Sinne fertig los …Komm auf den Geschmack“ wird beim Stand des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Funktionstüchtigkeit der fünf Sinne erprobt und geschult. Als Belohnung gibt es einen Feinschmeckerpass.
Die Moderatoren Irina Hanft und Jürgen Gläser vom Bayerischen Rundfunk stellen auf der Showbühne die Aussteller und ihre Produkte noch genauer vor.
„Best of Scheurebe“ heißt es anlässlich des 100. Geburtstages der Scheurebe in der Vinothek. Ein kleiner Spaziergang von der Karl-Knauf-Halle zum Kirchplatz führt zu den Weinen von über 20 Weingütern Iphofens.
Die Wirte und Köche Iphofens laden an diesem Wochenende zu einem ganz besonderen Gaumenschmaus ein und verwöhnen den Feinschmecker-Gast mit frischen und ursprünglichen Gerichten und Menüs.
Ergänzend zum Angebot der Direktvermarkter, Wirte und Winzer runden Kompetenzteams das Erlebnis mit Informationen, Wissenswertem und Unterhaltsamen ab. Und wer die leckeren Weine nicht auf der Messe probieren kann, hat die Möglichkeit diese auf Frankenweinliebhaber preiswert zu erwerben.

Informationen: Tourist Information Iphofen, Kirchplatz 1, 97346 Iphofen, Tel. 09323-870306, Fax 870308, Email tourist@iphofen.de, www.iphofen.de
Foto: Stefan Ernst