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Archiv für den Monat: Juni 2016

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2015 Silvaner Kabinett trocken – Randersackerer Ewig Leben

Winzerkeller Randersacker

Frei nach dem Motto „Alles hat eine Ende…“ möchte ich Ihnen gerne zum Finale der Spargel-Saison einen Silvaner aus dem „Premium-Weinort“ Randersacker empfehlen.

Randersackerer Ewig Leben
Randersackerer Ewig Leben
Der Silvaner passt nicht nur perfekt zum Edelgemüse Spargel. Er ist historisch betrachtet nun mal der Franken liebstes Reben-Kind, auch wenn der Müller-Thurgau in der Anbau-Statistik immer noch leicht die Nase vorn hat. Und die Betonung liegt auf noch, denn wenn sich der Trend weiter so fortsetzt, wird der Tag bald kommen, an dem die Österreicher-Rebe (ein Synonym für den Silvaner) wieder den ihr gebührenden Platz an der Sonne einnehmen wird.

Die Trauben für unseren trockenen Kabinett sind in der Lage „Ewig Leben“ gewachsen. Dies ist die Großlagenbezeichnung für die Gemarkung Randersacker.
Im Glas schimmert der Wein strohgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase zeigen sich kaum Fruchtaromen, allenfalls etwas gelber Apfel und ein Hauch Zitrone. Vielmehr dominieren, zumindest momentan noch, hefige und mineralisch-würzige Noten das Nasenbild.

Am Gaumen überzeugt er mit seiner körperreichen Art, welche ihn sogar glatt als Spätlese durchgehen ließe. Mit seinen sieben Gramm Restzucker pro Liter ist er zwar nicht fränkisch trocken, aber dem steht dafür mit 6,2 g/l eine lebhafte Säure als Ausgleich gegenüber. Alles in allem handelt es sich um einen sehr saftigen und würzigen Vertreter seiner Art. Im Nachhall kommt neben der erdigen, silvanertypischen Art noch die Zitrusfrucht aus der Nase zum Tragen. Besonders empfehlen kann ich diesen Silvaner zu mariniertem Spargel.

Einfach nicht zu weich gekochte Spargelstangen auf eine Servierplatte mit leichter Vertiefung legen und mit folgender Marinade übergießen: je zur Hälfte Kochsud und Ölivenöl in eine Schüssel geben, gut verrühren (Schneebesen!) und herzhaft mit Salz, Pfeffer, Senf, Gemüsebrühe (Pulver), einem Schuss Soja-Sauce und Essig abschmecken. Dann noch klein geschnittenen Schnittlauch zugeben und das Ganze zugedeckt für einige Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen. Dazu am Besten Bratkartoffeln servieren.

2014 Silvaner trocken ** – Deutscher Landwein

Weingut Erwin Christ, Nordheim

Das Weingut Christ zeichnet sich im Vergleich zu anderen Winzerbetrieben durch einige Besonderheiten aus.
So wird hier bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert, um genau zu sein seit 1964, biologisch gewirtschaftet. Die Zertifizierung erfolgte dann im Jahr 1991.
2014-silvaner-trockenAußerdem werden alle Weine, unter Verzicht auf die Amtliche Prüfnummer, konsequent als Landweine vermarktet.
Da beim Landwein weder eine Lagenbezeichnung noch eine Prädikatsbezeichnung auf dem Etikett auftauchen dürfen, war etwas Kreativität gefragt, um den Kunden dennoch ein paar Informationen mit auf den Weg geben zu können. So findet sich auf den Christ’schen Etiketten jeweils ein Symbol, welches stellvertretend für eine Lage steht. Bei unserem 2014er Silvaner ist es ein Vogel, da die Trauben in der Lage Nordheimer Vögelein gewachsen sind. Eine Kirche steht beispielsweise für die Lage Volkacher Kirchberg.

Die Wertigkeit wird über Sterne auf dem Etikett kommuniziert. So steht * für den Basisbereich, ** für das Mittelsegment und *** für gehobene Qualitäten.

Die Trauben für den 2014er Silvaner sind also in der Lage Nordheimer Vögelein gewachsen und der Wein gehört zum mittleren Qualitätssegment. Er besitzt eine relativ kräftige, hellgoldene Farbe. Für einen Silvaner nicht untypisch, zeigt er relativ wenig fruchtige Anklänge in der Nase. Allenfalls etwas Apfel und Zitrus begleitet von feinen Kräuternoten und einem Hauch Spargelsud. Was gleich auffällt, ist eine deutliche Honignote, welche wahrscheinlich von botrytishaltigem Lesegut herrührt. War es schon für konventionell arbeitende Betriebe in diesem Jahrgang schwer genug ausschließlich gesunde Trauben zu ernten, so war es für Biobetriebe eine noch größere Herausforderung.

Am Gaumen präsentiert er sich knalltrocken, wie fast alle Weine von Erwin Christ, und ist mit 0,6 g/l Restzucker geradezu kompromisslos trocken. Trotz seines realtiv niedrigen Alkoholgehaltes (11% vol.) besitzt er eine stoffige Art und bleibt lange haften. In seiner betont herben, etwas rustikalen Art wirkt der Wein etwas aus der Zeit gefallen und
ist nicht unbedingt das, was unsere österreichischen Nachbarn einen „Faserschmeichler“ nennen. Aber dennoch möchte ich alle aufgeschlossenen Weintrinker gerne dazu animieren sich einmal mit dieser Facette der fränkischen Silvaner-Welt auseinanderzusetzten.

Geben Sie diesem „unmodischen“, fränkischen Original eine Chance. Vielleicht nicht unbedingt als Schoppenwein, aber als Begleiter zu Spargel mit Bratkartoffeln und groben Bratwürsten sicherlich ein Hochgenuss.

2015 Zweigelt Weißherbst Kabinett trocken – Dettelbacher Sonnenleite

Winzerhof Kieselsmühle, Dettelbach

Klein aber fein, so könnte das Motto für den Winzerhof Kieselsmühle aus Dettelbach lauten. Gerade einmal 3,5 Hektar bewirtschaftet das Ehepaar Petra und Werner Schmitt fast ausschließlich in Dettelbacher Lagen. Dass hier ein hoher Qualitätsanspruch an den Tag gelegt und auch eingelöst wird, beweist der im Jahr 2013 verliehene Bayerische Staatsehrenpreis. Ein weiteres Motto könnte lauten: Vielfalt ist Trumpf. Trotz der vergleichsweise überschaubaren Betriebsgröße befinden sich zehn verschiedene Rebsorten im Anbau. Eine der großen Spezialitäten der Kieselsmühle ist die eher 2015-sonnenleite-zweigelt-weissherbst-kabinett-trocken-BBfrankenuntypische Rebsorte Zweigelt, welche 1922 in Österreich aus den beiden autochthonen Sorten St. Laurent und Blaufränkisch gekreuzt wurde. Es handelt sich um die meistangebaute rote Varietät in unserem Nachbarland. In Deutschland sind kaum 100 Hektar mit der Zweigeltrebe bestockt, davon gerade einmal 15 Hektar in Franken.

Unser „Wein der Woche“ wäre somit im doppelten Sinne ein Exot: Zweigelt ist ohnehin selten bei uns anzutreffen, aber dann auch noch als Weißherbst gekeltert, da müssen selbst Spezialitätenliebhaber lange suchen, um ein Pendant zu finden.
Doch wie präsentiert sich unser „Exil-Österreicher“ im Glas? Die Farbe ist ein wunderbar strahlendes, mittelkräftiges Pink. In der Nase zeigt er glasklare, rotbeerige Fruchtaromen, welche aber niemals ins Kitschige abgleiten, sondern vielmehr von einer zarten Würze begleitet werden. Die Lust auf den ersten Schluck stellt sich auf jeden Fall unmittelbar ein.

In seiner feinsäuerlichen, rotfruchtigen Art erinnert der Wein etwas an leicht gezuckerte Ribiseln, um im Idiom des Heimatlandes der Sorte zu verbleiben. Auch wenn „trocken“ auf dem Etikett steht, so hat er doch ein paar Gramm Restzucker, welche aber überhaupt nicht stören, sondern vielmehr die Fruchtigkeit unterstreichen und im Zusammenspiel mit der Säure einen spannenden Kontrast erzeugen. Auch im Geschmack kommt, wie bereits im Duft angedeutet, eine würzige Note zum tragen. Eine leicht phenolische Komponente sorgt für Struktur am Gaumen und verhindert, dass man den Wein einfach nur so „wegschlabbert“. Dafür wäre er zwar keineswegs zu schade, aber unter Wert geschlagen allemal. Denn durch seine Kraft (13 % vol. Alkohol) und Struktur eignet er sich ausgezeichnet als Essensbegleiter. Ich würde ihn gerne zu marinierten (Olivenöl, Kräuter und Knoblauch) und anschließend gegrillten Lammkoteletts trinken.

2014 Blauer Silvaner Spätlese trocken – Untereisenheimer Höll

Weinerlebnis Stühler, Eisenheim

Familie Stühler bewirtschaftet in der Urheimat der fränkischen Leitsorte Silvaner 5,5 Hektar Weinberge. Sie gehört zu dem relativ kleinen Kreis einheimischer Winzer, welcher den Blauen Silvaner als Spielart des landläufig bekannten Grünen Silvaners anbaut und somit zum Erhalt und der Verbreitung dieser Spezialität beiträgt.

2014-hoell-blauersilvaner-spaet-trockenMit gerade einmal 10 Hektar ist die Anbaufläche im Vergleich zum „normalen“ Grünen Silvaner mit seinen mehr als 1.200 Hektar verschwindend gering. Dank natürlich entstandener Mutationen gehören auch noch der „Gelbe Silvaner“ und der „Rote Silvaner“ zur Familie. Allerdings werden beide kaum reinsortig an- und ausgebaut, sondern stehen zusammen mit einer Vielzahl anderer Sorten in uralten Weinbergen im sogenannten „Gemischten Satz“ oder „Altfränkischen Satz“.

Im Glas schimmert die 2014er Spätlese vom Blauen Silvaner in einem zart rötlichen Mittelgold. Bereits in der Nase macht sich die hohe Reife der Trauben bemerkbar – der Wein hat immerhin 14% vol. Alkohol. Zur hochreifen Frucht von Birne, Reneclaude und Netzmelone gesellen sich im Duft zusätzlich noch würzige und fast schon salzig-mineralische Noten. Diese würzige Art bekommt dem Wein sehr gut, denn dadurch gelingt der Drahtseilakt, welcher meines Erachtens immer dann gegeben ist, sobald ein trockener Wein mit der Überreife flirtet.

Bereits in der Nase deutet sich als noch uneingelöstes Versprechen ein cremiger Schmelz an, den der Blaue Silvaner von Familie Stühler tatsächlich auch besitzt. Mit majestätischer Eleganz fließt er über die Zunge und schmeichelt dem Gaumen mit seiner harmonischen Art. Zweifelsohne ein Wein, der am königlichen Hofstaat an der Tafel des Regenten kredenzt worden wäre. Im Geschmack begeistert eine fabelhafte Würze, welche dafür sorgt, dass der Wein im Gesamteindruck nicht zu einlullend wird. Der Nachhall ist ellenlang und der relativ hohe Alkoholgehalt, welcher aber nie brandig wirkt, sorgt für einen geschmeidigen Fond am Gaumen. Ein toller Wein, den ich aufgrund seiner Opulenz unbedingt als Speisenbegleiter einsetzen würde. In erster Linie zu Edelfischen mit sahnigen Saucen.