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2013 Pinot Noir trocken „Barrique“ – Wipfelder Zehntgraf

Weingut Lother, Wipfeld
Für die kalte Jahreszeit: Heute mal einen Spätburgunder

Was für den weinaffinen Genussmenschen sonnenklar sein mag, verlangt für den Gelegenheitsweintrinker unter Umständen nach einer kurzen Erklärung: Seit es das Deutsche Weingesetz erlaubt, verwenden einige Winzer auch internationale Rebsorten-Bezeichnungen auf ihren Etiketten. Da findet sich 2013-pinotnoir-barrique-trockendann von Zeit zu Zeit statt „Weißburgunder“ die Bezeichnung „Pinot Blanc“ auf dem Label oder statt „Schwarzriesling“ „Pinot Meunier“.
Das Weingut Lother kredenzt uns unter dem Namen „Pinot Noir“ einen 2013er Spätburgunder, welcher ganz dem französischen Original aus der Anbauregion Burgund entsprechend im Barriquefass ausgebaut wurde. Die Rebsorte besitzt in der Weinwelt einen Ruf wie Donnerhall und so mag es auch nicht verwundern, dass sie mit knapp 12.000 Hektar Anbaufläche die klare Nummer Eins unter den roten Sorten in Deutschland ist. Allerdings gilt der Spätburgunder als schwierige Sorte, was den Anbau und Ausbau der Weine betrifft. Fehler verzeiht sie kaum. Deshalb gilt sie auch als „zickig“ und hat ihren Ruf als Diva durchaus verdient.
Gemessen am Ergebnis im Glas darf man das Weingut Lother durchaus zu den „Pinot-Verstehern“ im Lande zählen. Sowohl die mittelkräftige, granatrote Farbe als auch die Nase sind „très pinot“. Der zwölfmonatige Ausbau im Barrique(fass) hat im Duft merklich Spuren hinterlassen. So nehme ich ganz typische, rauchig-röstige Aromen wahr, welche mich an Mokka(kaffee) und herbe Schokolade denken lassen. Auch die Frucht kommt nicht zu kurz. Momentan zwar noch etwas im Hintergund verborgen, zeigt sie sich von einer eher herben, an Holunderbeeren und Zwetschgen erinnernden Seite.
Am Gaumen könnte man in Anbetracht von 14,5 % vol. eine echte „Wuchtbrumme“ erwarten. Aber dem ist glücklicherweise nicht so. Der Lother’sche Pinot präsentiert sich geradezu elegant und überraschend frisch im Geschmack. Der erste Eindruck ist von zwetschgenfruchtiger Dominanz geprägt. Aber dazu gesellt sich nach wenigen Sekunden eine wunderbare Würzigkeit (Lorbeerblatt), welche im Zusammenspiel mit der feinen Säure für einen schönen Spannungsbogen am Gaumen sorgt. Der ellenlange Nachhall mündet in zarten Bittertönen, welche Assoziationen an Kakaopulver aufkommen lassen. Die Gerbstoffstruktur ist hochklassig und die feinkörnigen Tannine tragen zusammen mit der feingliedrigen Säure zum eleganten Gesamtauftritt bei.
Wir können uns also beruhigt auf „wilde“ Zeiten gefasst machen, denn zur geschmorten Rehkeule mit Waldpilzen würde ich unbedingt eine Flasche dieses goldprämierten Pinot Noirs empfehlen.