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Archiv für den Monat: Mai 2017

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2014 Merlot trocken – Eibelstadter Mönchsleite

Weingut Thomashof, Eibelstadt

Mit gerade einmal acht Hektar Anbaufläche in ganz Franken ist die Rebsorte Merlot ein absoluter Exot in unseren Breitengraden. Im Gegensatz zum Cabernet Sauvignon, einem weiteren Global Player unter den Rebsorten, gelangt der früher reifende Merlot in unserem Klima im Schnitt der Jahre zu einer befriedigenden Reife. Deshalb ergibt es durchaus
Sinn, dass der eine oder andere Winzer sein Glück mit der Sorte probiert. Allerdings sollte man fairerweise nicht einen so komplexen und konzentrierten Wein erwarten, wie ihn die klassischen und zugleich auch berühmtesten Herkunftsgebiete der Sorte hervorbringen: Pomerol und Saint Emilion im Anbaugebiet Bordeaux.

Die Merlot-Reben des Thomashofs stehen in der nicht ganz so bekannten, aber dennoch guten Lage „Eibelstadter Mönchsleite“. Nachdem 2014 für die roten Sorten nicht gerade ein optimales Jahr war, mag es kaum überraschen, dass wir es eher mit einem leichteren Sortenvertreter zu tun haben. Der aber nichtsdestotrotz über eine ganze Menge Typizität verfügt.

Die mittlere Konzentration deutet sich schon in der Farbe mit einem nicht zu tiefen Granatrot an. Aber was für eine wunderbare, fruchtige Würze beim ersten Schnuppern am gefüllten Glas: etwas Tabak und Zigarrenkiste, leicht pflaumige Fruchtkomponenten, ein Hauch Bleistift und eine kleine Prise Paprika. Alles in allem sehr sortentypisch also. Grüne, sprich unreife Noten? Fehlanzeige!

Am Gaumen setzt sich der positive Eindruck aus der Nase dann ungemindert fort.
Die Tannine sind rund und geschliffen, keine Adstringenz (austrocknende Noten) weit und breit. Eine feine Säureader sorgt für Eleganz und Delikatesse im Geschmack. Neben fruchtigen, an Kirsche erinnernden Noten dominieren auf der Zunge die würzigen, tabakigen Noten. Insgesamt handelt es sich um einen harmonischen, sehr trinkigen Rotwein, der weder über- noch unterkomplex ist. Er bietet puren, unverfälschten Trinkspaß zu einem mehr als verbraucherfreundlichen Preis.

Riesling Kabinett trocken – Steinbacher Nonnenberg

Winzerhof Schick, Zeil am Main

Heute begeben wir uns, was zugegebenermaßen recht selten der Fall ist, wieder einmal an die östlichen Ausläufer des fränkischen Weinbaugebietes. Der Winzerhof Schick ist in Zeil am Main beheimatet, einer Region, wo sich Wein-Franken und Bier-Franken sozusagen die Hand reichen.

Die Riesling-Trauben für unseren „Wein der Woche“ sind in der denkmalgeschützten Lage „Steinbacher Nonnenberg“ gewachsen, wo der Weinbau bereits seit dem 14. Jahrhundert belegt ist. Heutzutage, da es ja durchaus üblich ist, dass diverse, einen Distinktionsgewinn suggerierende Zusatzbezeichnungen die Weinetiketten vieler Betriebe schmücken, schadet es keineswegs, diese Praxis zu hinterfragen. Im Falle des heute vorgestellten Riesling Kabinetts vom Winzerhof Schick finde ich die Zusatzbezeichnung „Terrasse“ richtig und wichtig. Immerhin handelt es sich um eine denkmalgeschützte, von Trockensteinmauern eingefasste, terrassierte Lage, welche nur mit viel Idealismus in reiner Handarbeit bewirtschaftet werden kann.

Den Beweis, dass sich der Einsatz für den Erhalt dieser Kulturlandschaft lohnt, kann aber letztendlich nur der fertige Wein im Glas erbringen. Hier funkelt er in einem klaren Hellgelb.
Von der Stilistik her haben wir es mit einem klassischen Kabinett zu tun. Der Wein ruht in sich und überzeugt durch seine lediglich fein angedeuteten Fruchtaromen. Zu den Zitrusaromen , welche im Mittelpunkt stehen, gesellen sich als Nebendarsteller Noten von grünem Apfel und frische Wiesenkräuter. Die Klarheit und Transparenz der Aromen in der Nase überzeugen auf ganzer Linie.

Am Gaumen fällt als erstes die rieslingtypische, prononcierte Säure auf, welche aber keinesfalls unreif oder aggressiv rüberkommt. Der Wein zeichnet sich durch klare Konturen und einen gewissen Purismus aus. Für mich hat das durchaus „Old-school“-Qualitäten im positiven Sinne. Da ist nichts auf vordergründige Frucht getrimmt. Der Kabinett vom Winzerhof Schick ist schlank und fokussiert mit mineralischem Fundament, ohne anstrengend zu sein. Die phenolischen Noten vieler Rieslingweine, welche zunehmend mit mehr oder weniger ausgeprägter Maischestandzeit gekeltert werden, finden sich in unserem Wein nicht. Dies hat auch zur Folge, dass er sich schon relativ offen präsentiert und einen hohen Trinkfluss besitzt. In diesem Fall kann Purismus sogar Sünde sein. Nämlich dann, wenn man die ganze Flasche alleine leert. Was keineswegs abwegig ist!

2015 Grauer Burgunder Spätlese

Weingut Lother, Wipfeld

In Anbetracht der Tatsache, dass die Rebsorte Grauburgunder mit mehr als 5.000 Hektar Anbaufläche bei den weißen Sorten an dritter Stelle der deutschen Anbaustatistik liegt, war sie noch nicht oft zu Gast an dieser Stelle. Dies mag vor allem daran liegen, dass es sich bezogen auf das Anbaugebiet Franken lediglich um eine zwar wertvolle, aber letztendlich doch nur ergänzende Varietät handelt. Mit knapp über 60 Hektar bepflanzter Rebfläche nimmt die Sorte gerade einmal 1% der fränkischen Gesamtfläche ein.

Durch seine eher dezente Art und harmonische Säure – gute Reifewerte vorausgesetzt – gibt er für meinen Geschmack einen hervorragenden und vor allem vielseitigen Essensbegleiter ab. Heute haben wir es mit einem Exemplar einer aussterbenden Gattung zu tun. Das Weingut Lother traut sich etwas anzubieten, was früher normal war und heute mit der sprichwörtlichen Lupe gesucht werden muss: der volumige, restsüße Grauburgunder vom Typ Spätlese – auch Ruländer genannt. Im Elsass, wo die Sorte weit verbreitet ist, kennt man diesen Typus ebenfalls, allerdings häufig mit einem deutlichen Botrytiseinfluss versehen.

Die 2015er Spätlese vom Weingut Lother präsentiert sich hellgelb im Glas. Die Nase ist glockenklar, von Botrytis weit und breit keine Spur. Ganz typisch für die Sorte zeigen sich fruchtige Noten von Birne, die in unserem Fall leicht in Butter geschwenkt wurde. Auch ganz zarte Trockenobstanklänge (Aprikose) scheinen durch. Zusammen mit den eher würzigen Noten von Rauch und Hefe, ergibt sich ein vielschichtiges Nasenbild.

Eine seiner größten Stärken ist die Ausgewogenheit und innere Ruhe, welche er am Gaumen ausstrahlt. Trotz kräftigem Alkoholgehalt wirkt er sehr ausgewogen und harmonisch im Geschmack. Die knapp 14g/l Restsüße werden durch die lebendige Säure bestens eingefangen, so dass der Wein zu keiner Zeit schwerfällig oder behäbig wirkt. Im Nachhall kommen neben den fruchtigen Tönen vor allem hefige und leicht phenolige Noten zum Tragen. Dies spricht für eine gute Prognose in Hinblick auf die Lagerfähigkeit. Ein wunderbarer Sortenvertreter, der sich herrlich solo trinken lässt, aber auch sahnige Pilzgerichte oder ein Kalbsragout mit heller Sauce vortrefflich begleiten kann.