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Archiv für den Monat: Juni 2017

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2015 Weißer Burgunder Spätlese trocken – Homburger Edelfrau

Weingut Huller, Triefenstein

Der Weiße Burgunder gehört zwar nicht zu den weitverbreiteten Varietäten in Franken, aber seine Stellung als besonders wertvolle Ergänzungssorte dürfte kaum ein 2015-edelfrau-weissburg-spaet-trocken-BGWeinkenner anzweifeln. Und gar nicht wenige unter Ihnen halten ihn für die bessere Alternative im Vergleich zur international verbreiteten „Schwester-Sorte“ Chardonnay – immerhin galten beide lange Zeit als identisch. Als klassische Rebe ist sein Anbau spätestens seit dem 14. Jahrhundert belegt. Für meinen Geschmack stellen die besonders gelungenen Exemplare hervorragende Speisenbegleiter dar. Der Grund ist auch leicht nachvollziehbar: Die Sorte hat keine ausgeprägte, vordergründige Frucht, sondern überzeugt durch vornehme, nicht zu säurebetonte und ausgewogene Tropfen. Wenn das Traubenmaterial geeignet ist und der Winzer es nicht übertreibt, eignet sich der Weißburgunder auch für den Ausbau in großen (z.B. Stückfass oder Doppelstückfass) oder auch kleinen Holzfässern (Barrique).

Die Weißburgunder-Reben vom Weingut Huller stehen in der weniger bekannten, aber guten Einzellage „Homburger Edelfrau“. Und als ob der Wein der Lage, in welcher er gewachsen ist, zur Ehre gereichen müsste, präsentiert er sich vornehm und zurückhaltend wie besagte Edelfrau. Protzigkeit oder vordergründige Frucht sind nicht sein Ding. Obwohl es sich um eine Spätlese handelt, wirkt der Wein nicht schwer oder übermäßig konzentriert.

Im Gegenteil: Beim Riechen am Glas fällt die vornehme Zurückhaltung auf. Eine Mischung aus fruchtigen und pflanzlichen Noten. Wobei letztere sogar im Vordergrund stehen und an weiße und gelbe Blüten erinnern. Auch ein wenig Grün vom Stängel hat sich dazugesellt. Erst dahinter kommt ein Hauch von würziger Birnenfrucht zum Vorschein. Insgesamt sehr distinguiert das Ganze.

Passend zum Nasenbild präsentiert sich die Huller’sche Spätlese am Gaumen. Keine vordergründigen Geschmackssensationen buhlen um die Gunst des Weintrinkers. Vielmehr überzeugt unser „Wein der Woche“ mit großer Ausgewogenheit und legt eine vornehme Zurückhaltung an den Tag. Fast scheint es mir als wäre eine klitzekleine Note vom Holzfass schmeckbar – nur ein zart dahingehauchter Kuss, keine erdrückende Umarmung.

Die wunderbar lebendige Säure verleiht dem Wein eine zarte Verspieltheit, welche auf mich äußerst appetitanregend wirkt. Für eine Spätlese wirkt er zwar – im positiven Sinne – relativ schlank, aber dadurch sättigt er den geneigten Genießer nicht allzu schnell und kann hervorragend zum Essen und auch danach noch für sich getrunken werden. Zu solch einem edlen Wein dürfen es auch gerne edle Zutaten für die Küche sein: gratinierte Jakobsmuscheln und gedünsteter Seefisch fallen mir hierzu als erstes ein.

2015 Riesling Spätlese trocken

Weingut Weisensee, Sommerach

„Klein aber fein“ wäre bei einer Betriebsgröße von gerade einmal 2,5 Hektar zweifelsohne ein passendes Credo für das Weingut Weisensee aus Sommerach. Da man aber heutzutage mit einer solchen Betriebsgröße nur schwerlich seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, betreibt Inhaber-Familie Heidrich klassische Einkommensdiversifizierung. Neben dem Weingut wird von April bis Juni und von August bis Oktober eine Weinstube in bester Heckenwirtschaftsmanier betrieben. Außerdem steht ganzjährig eine geräumige Ferienwohnung für Urlauber und Touristen zur Verfügung.

Im Glas präsentiert sich die 2015er Spätlese vom Weingut Weisensee mit einem hellen Strohgelb. Bereits die Nase ist beim ersten Riechen am Glas ein Versprechen auf den weiteren Trinkgenuss. Das ist kein „verflüssigtes Gestein“, wie wir wir es heutzutage oft bei über die Maßen ausgereizter und ostentativ in den Vordergrund gestellter Mineralität, gerade bei der Rebsorte Riesling, vorfinden. Frei nach dem Motto: „Je weniger Frucht, desto besser.“

Nein, in unserem Fall haben wir es mit einem wohltuend fruchtigen, aber auch nicht übertrieben fruchtigen Sortenvertreter zu tun. Im Duft offenbaren sich sehr fein ausdifferenziert und in reintöniger Ausprägung klassische Aromen von Aprikose und Zitrusfrüchten. Ebenso schwingt ein Hauch noch etwas grüner, nur knapp reifer Ananas mit. Auch würzige und dezent mineralische Noten blitzen in der Nase auf. Aber diese begleiten lediglich die Frucht und stehen niemals im Vordergrund.

Am Gaumen fällt zunächst die reife, aber ganz rieslingtypisch höhere Säure auf, welche aber nicht aggressiv getönt, sondern gut in den zweifelsohne vorhandenen Extrakt eingebunden ist. Mit weniger als 4g/l Restzucker geht die Weisensee’sche Spätlese sogar als „fränkisch trocken“ durch. Die oft anzutreffende „Restzuckerschminke“ hat er auch absolut nicht nötig.
Am Gaumen begeistert die (trink)animierende, lebendige Art. Wenn so manche Spätlese in ihrer schweren, behäbigen Weise eher an einen Sumoringer erinnert, dann kommen mir bei unserem „Wein der Woche“ eher die leichten und flüssigen Bewegungen eines Balletttänzers in den Sinn. Im langen Nachhall kehren dann auch die Zitrusfruchtnoten aus der Nase wieder. Allerdings in abgewandelter Form, als zart ins Bittere gehende Zesten von Limette und Grapefruit. Auch ein Schuss mineralische Würze mischt sich unter die komplexen Geschmackseindrücke und rundet das Gesamtbild ab.

Ein wunderbarer Franken-Riesling.