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Archiv für den Monat: Juli 2017

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2015 BIO-Kerner Spätlese – Dettelbacher Berg-Rodell

Weingut Bausewein, Iphofen

Obwohl es sich von den „inneren Werten“ her um eine Auslese handelt und Familie Bausewein zweifelsohne mit der Bezeichnung Spätlese auf dem Eikett tiefstapelt, ist unser vorgestellter Wein zu keiner Zeit klebrig süß. Dies liegt nach meiner Einschätzung hauptsächlich an zwei Faktoren.

Zum einen an der Rebsorte: der Kerner gilt als „kleiner Verwandter des Rieslings“ und ist ebenso wie dieser in der Lage, säurebetonte, bisweilen sogar rassige Weine hervorzubringen. Dies mag insofern nicht verwundern als es sich doch um eine 1929 von August Herold an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg aus Trollinger und Riesling gezüchtete Sorte handelt. Trotz seiner schwindenden Popularität – von einstmals fast 8.000 Hektar in ganz Deutschland sind nur noch knapp 2.800 übriggebleiben – belegt er bei den weißen Rebsorten immer noch den sechsten Platz in der Anbaustatistik. Und das mit großem Abstand vor dem siebtplatzierten Chardonnay.

Der zweite Faktor ist der etwas „höhere“ Alkoholgehalt von 10,5 % vol.. An der Mosel würde der Wein unter Garantie als Auslese vermarktet und hätte nur 7 bis maximal 8 % vol. Alkohol sowie entsprechend mehr Restsüße (= unvergorener, traubeneigener Fruchtzucker).

Die beiden oben genannten Faktoren – rieslingartige Säure und relativ niedrige Restsüße – bewirken im Zusammenspiel, dass die Kerner Spätlese von Familie Bausewein elegant und verspielt wirkt. In der Nase bietet sich dem Genießer ein ganzes Füllhorn von Agrumen-Aromen dar. Neben Zitrone und Pomelo nimmt mein Riechorgan auch einen Touch (grüner) Limette wahr. Ebenso ist ein exotischer Einschlag vernehmbar, welcher mich an eine reife Ananas denken lässt.

Am Gaumen dominiert die exotische Komponente, aber auch die Zitrusaromen aus der Nase kommen geschmacklich nicht zu kurz. Der Wein ist rein und klar in seinem Ausdruck. Gedanklich wähnt man sich an einem klaren, kühlen Gebirgsbach. Wunderbar leicht und beschwingt, geradezu tänzerisch gleitet er über die Zunge. Ach ja, falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: Neben dem Gebirgsbach befindet sich eine frühlingshafte Wiese mit allerlei Kräutern wie Zitronenmelisse und Bergminze. Die einzelnen Komponenten wie Alkohol, Restsüße und Säure sind perfekt ausgewogen und ergeben einen herrlichen Tropfen, welcher sich quasi wie von alleine „wegsüffelt“. Und das ist eindeutig als Kompliment gemeint.