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Archiv für den Monat: Juni 2018

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2016er Edition Lisa Silvaner Spätlese trocken

 

Weingut Schmachtenberger, Randersacker

Wer mich kennt, weiß, dass ich kein großer Freund von holzgeprägten Weißweinen bin. 2016-lisa-silvaner-spaet-trocken-BgAber wie so oft im Leben ist alles nur eine Frage des rechten Maßes. Hält sich der Einfluss des Holzes in Grenzen, so zum Beispiel beim Ausbau im Stückfass (1200 Liter Fassungsvermögen) oder in gebrauchten Fässern, dann bin ich sogar ein ausgesprochener Befürworter dieser Vorgehensweise.

Holger Schmachtenberger hat nach meinem Geschmack mit seiner trockenen Spätlese aus Randersackerer Lagen ein gutes Händchen für den Ausbau im Holzfass bewiesen. Der Rebsorte Silvaner steht dies ohnehin gut zu Gesicht. Die leicht röstigen und vanilligen Noten passen wunderbar zur Gesamtstruktur des Weines.

Beim Eingießen des Weines bin ich zunächst überrascht. Die Farbe ist relativ hell, strohgelb mit leichten Grünreflexen, würde ich sagen. Meistens präsentieren sich Weine dieses „Kalibers“ – Spätlesekategorie mit Holzfassausbau – deutlich kräftiger in der Farbe. Aber das tut der Qualität des Weines keinen Abbruch. In der Nase zeigt er schöne, reife Fruchtaromen von Birne inklusive einer würzigen, an das Kerngehäuse erinnernden Note. Das Holz mit den bereits weiter oben erwähnten Vanilletönen und den zarten Röstaromen ist bestens in den Wein integriert und lässt der Frucht jederzeit genügend Spielraum zur Entfaltung. Hier ist einfach eine ausgezeichnet gelungene Balance dieser beiden Komponenten gegeben.

Am Gaumen präsentiert er sich mit großer Feinheit und Eleganz. Da ist nichts Vorlautes, nichts Wuchtiges. Die Säure sorgt für Spannung, der Restzuckergehalt bewegt sich im Bereich „fränkisch trocken“. Für mich hat der Wein schon fast eine burgunderhafte Anmutung. Und deshalb sehe ich sein Haupteinsatzgebiet im Bereich der Speisenbegleitung. Wenn ich mir vorstelle, welch tolle Kombinationen mit diesem Wein möglich sind, dann läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Ich denke da zum Beispiel an Jakobsmuscheln, welche in Vanillebutter gebraten wurden, oder an Riesengarnelen mit Safranmayonnaise. Das sind natürlich keine billigen Produkte, aber dafür liegt der Wein im einstelligen Bereich. Und das ist aus meiner Sicht für die gebotene Qualität äußerst preiswert.

 

2016 Muskateller trocken

Weingut Deppisch, Theilheim

Vor einiger Zeit hatte ich mit einem Tusch erstmalig einen Muskateller vorgestellt und darauf hingewiesen, dass diese uralte Edelsorte mit ihren lediglich 4 Hektar Anbaufläche 2016-muskateller-trocken-Bgin Franken zu den Raritäten gezählt werden muss.

In den vergangenen drei Jahren hatte ich schon mehrmals Weine von Winzer Christian Deppisch aus Theilheim vorgestellt, unter anderem seinen Blauen Silvaner und auch den Weißburgunder. Beginnend im Jahr 1989 hat sich aus dem ehemaligen Garagenweingut mit gerade einmal 500 qm Rebfläche ein Kleinbetrieb von 4 Hektar entwickelt, welcher sicherlich zu den spannendsten in Franken gehört. Das liegt in meinen Augen vor allem am Mut, eigene Wege zu gehen. Bereits 2008 wurde die Zertifizierung nach Demeter-Richtlinien begonnen. Es gibt weltweit nur etwas mehr als 500 Weingüter, welche sich den strengen Regeln dieses Verbandes unterwerfen. Das Ergebnis im Glas spricht meistens für sich. Individuelle, charaktervolle Weine aus biodynamisch „produzierten“ Trauben, welche genügend Zeit im Keller bekommen, sich zu entwickeln, und weitestgehend in Ruhe gelassen werden. So findet beispielsweise beim Weingut Deppisch keine Schönung der Weine im Keller statt.

Die Rebsorte Muskateller ist mir bisher nicht aufgefallen im Sortiment von Christian Deppisch. Vermutlich handelt es sich um eine Neuanpflanzung. Dies ist sehr löblich, da die Sorte als schwierig im Anbau gilt. Sie hat hohe Lageansprüche, neigt zum Verrieseln während der Blüte (geringer Ertrag!) und ist fäulnisanfällig während der Reifephase.

Der trockene Muskateller aus dem Jahrgang 2016 gehört zu den Ortsweinen und befindet sich in der Qualitätshierarchie unterhalb der Lagenweine und der „Großen Gewächse“. Nicht umsonst zählt die Varietät zu den sogenannten Aromasorten. Bereits ein kurzes Schnuppern am Glas reicht aus, um dies nachvollziehen zu können. Das ist wunderbar expressiv und exotisch, fast schon süchtig machend. Neben der prägenden Pfirsichfrucht schwingen auch Noten von Lychee, Rosenblättern und Orangenblüten mit. Fast erinnert das Ganze ein klein wenig an eine andere, uralte Aromasorte: den Traminer.

Was die Deppisch’sche Interpretation der Sorte von vielen anderen unterscheidet, ist ihre kompromisslos trockene Art. Trocken-Puristen dürften sich freuen über die 2,2 g/l Restzucker. Zwar stehen dem Muskateller durchaus ein paar Gramm Restzucker gut zu Gesicht, aber als Essensbegleiter oder als Aperitif greife ich dann doch lieber auf die selten zu findenden ganz trockenen Varianten zurück. Der Wein besitzt Struktur und aromatischen Rückhalt am Gaumen, ist mit 12% Vol. Alkohol aber dennoch relativ leicht. Ein ganz wunderbarer Vertreter dieser weithin unterschätzten Sorte.