Home » 2019 » Januar

Archiv für den Monat: Januar 2019

Archive

2017 Weißer Burgunder trocken

Weingut Borst, Nordheim

Im Wesentlichen lassen sich zwei Grundtypen unterscheiden: der fruchtige, im Stahltank ausgebaute Typus und der kräftige, holzfassgereifte Typus mit mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Röstaromen vom Holzfass.
2017-weissburg-qba-trocken-schlegelDer Weiße Burgunder gilt als klassische Rebe, ist sein Anbau doch spätestens seit dem 14. Jahrhundert belegt. Er gehört zwar nicht zu den weitverbreiteten Varietäten in Franken, aber seine Stellung als besonders wertvolle Ergänzungssorte dürfte von den wenigsten Weinkennern anzweifelt werden. So mag es auch kaum verwundern, dass sein Flächenanteil langsam aber doch stetig zunimmt. Waren es im Jahr 2000 noch bescheidene 0,7%, so liegen wir heute bereits bei 3,2%. Somit hat sich sein Flächenanteil in Franken binnen 18 Jahren mehr als vervierfacht und er marschiert stramm auf die Marke von 200 Hektar Anbaufläche (in Franken) zu.

Heute haben wir es mit einem äußerst gelungen Vertreter der ersten Kategorie zu tun. Der trockene Weißburgunder von Winzerfamilie Borst aus Nordheim wurde im Stahltank ausgebaut und bietet im Duft nahezu die gesamte Palette an Aromen auf, welche für meinen Geschmack einen typischen Sortenvertreter ohne Holzeinfluss ausmachen: gelbe Frucht, Blütenduft, haselnussige Aromen und eine „süßliche“, fast etwas vanillige Note, so als ob man an einer Puderdose schnüffelt. Oftmals tendiert die Frucht beim Weißen Burgunder in Richtung gelbe Melone. Dies ist bei unserem heutigen Wein nicht der Fall. Wenn ich es spezifizieren soll, dann würde ich sagen, der Wein duftet nach (Gelee-)Banane. Dies spricht für einen modernen Ausbau im Keller samt kühler Vergärung.

Am Gaumen bewegen wir uns zwar geschmacklich auch im gelben Bereich, aber hier kommen dann eher Zitrusnoten zum Tragen. Der Wein besitzt eine wunderbar lebendige Säure, welche für Frische sorgt, aber dennoch nicht aggressiv getönt ist. Mit seinen 12,5% vol. Alkohol ist er weder ein Leichtgewicht noch ein Sumo-Ringer. Balance und Ausgewogenheit ist hier das Gebot der Genuss-Stunde. Der Wein kommt frisch und geradlinig herüber. In seiner „straighten“ und weinigen Art macht er einfach nur Lust auf den nächsten Schluck. Seine mineralischen Noten und der leicht phenolische Grip im Nachhall sorgen für Persistenz am Gaumen. Sowohl als Speisenbegleiter als auch solo genossen ist der Wein ein Hochgenuss. Sortentypisch, reintönig, delikat.

Bacchus trocken „Alte Reben“

Weingut Manuel Sauer, Nordheim

Ungemütliche Temperaturen, trübes, mitunter nasskaltes Wetter, wolkenverhangener Himmel. Bonjour Tristesse!
2017-ratsherr-bacchus-altereben-kabinett-trocken-bbpsDa hilft nur ein vinologisches Antidepressivum in Form eines frischen, fruchtbetonten Weines, welcher die Sonne ins Glas zu zaubern und Assoziationen an warme Sonnentage zu wecken vermag.

Um genau einen solchen Wein handelt es sich bei dem trockenen 2017er Bacchus von Winzer Manuel Sauer aus Nordheim. Die alten Reben, an welchen die Trauben für diesen Wein gewachsen sind, stehen in der Lage Volkacher Kirchberg.
Bereits die herrliche, reintönige Nase mit ihrem sortentypischen, würzigen Duft nach Holunderblüte, Apfelschale, frischen Trauben und Zitrusfrucht zaubert ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. So stelle ich mir einen modern ausgebauten, trockenen Bacchus vor. Der Wein ist klar wie ein Gebirgsbach. Nach einer Weile im Glas kommen sogar ätherische und minzige Noten zum Vorschein, welche mich an Gletschereis erinnern.

Auch wenn unser Bacchus von „Alten Reben“ mit knapp 8g/l Restzucker den Rahmen für die Bezeichnung „trocken“ fast zur Gänze ausschöpft, so wirkt er sensorisch dennoch nicht zu gefällig. Dies liegt an der lebendigen, spielerischen Säure, welche als Antagonist zur Restsüße fungiert und den Wein auch geschmacklich prägt, da am Gaumen vor allem der Eindruck von gelber Zitrone präsent ist. Aber keine Sorge, es handelt sich nicht um eine fordernde, aggressiv in Erscheinung tretende Säure, sondern um eine harmonische, lebendige, Frische verleihende Säure.

Mit 11,5 % vol. Alkohol wirkt der Wein eher schlank, hat aber aufgrund innerer
(Extrakt-)Werte durchaus Substanz und bleibt im Nachhall lange präsent. Vor allem die hefigen und mineralisch-würzigen Noten im Abgang verleihen dem Wein eine Seriosität, welche der Sorte von nicht wenigen Weintrinkern gerne abgesprochen wird.
Für Bacchus-Fans und Fruchttrinker unbedingt zu empfehlen. Passt hervorragend zu einem im Speckmantel zusammen mit Thymian angebratenen Ziegenfrischkäse. Dazu reiche man einfach knuspriges Baguette oder man serviere einen mit feinstem Balsamico abgeschmeckten Belugalinsen-Salat. Schon ist der Genuss perfekt und der Serotonin-Spiegel angehoben. Ade Herbstdepression.