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Archiv für den Monat: Mai 2019

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2018 Chardonnay trocken

Weingut Manuel Sauer, Nordheim

Ein Großteil der (Weiß-)Weine des Jahrgangs 2018 ist gefüllt und im Verkauf. Meine angespannte Vorfreude auf die neuen Weine konzentriert sich hauptsächlich auf die 2018-chardonnay-trocken-BgFrage, wie der extrem warme und trockene Sommer sich auf die Alkoholgradation und die Säurewerte ausgewirkt hat. Erwartet uns ein zweites 2003? Damals präsentierten sich viele Weine zunächst beeindruckend aufgrund ihres kräftigen Körpers. Nicht selten wiesen sie Alkoholgrade von 14, 14,5 und teilweise sogar 15 % Vol. auf. In Verbindung mit den gleichzeitig niedrigen Säurewerten bauten diese Weine jedoch schnell ab und legten ein schlechtes Reifeverhalten an den Tag. Wie immer bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel. Es gibt durchaus Weine aus dem Hitzejahr 2003, welche auch heute noch überzeugen können.

Nach meinen zugegebenermaßen noch nicht repräsentativ zu nennenden Verkostungserfahrungen mit dem 2018er Jahrgang komme ich zu dem vorläufigen Schluss, dass die Problematik des 2003er Jahrganges nicht evident ist.

Unser Wein, der 2018er Chardonnay trocken vom Weingut Manuel Sauer aus Nordheim, ist ein guter Vertreter, um meine These zu belegen. Der Wein besitzt Fülle und Schmelz. Man merkt in der Nase schon, dass er wohl eher in einem warmen Jahrgang entstanden ist. Die Fruchtausprägung ist reif und weist in eine tropische Richtung. Ich nehme exotische Aromen von Ananas, reifer Physalis und (Gelee-)Banane wahr. Wobei aber keine Überreife wahrnehmbar ist. Eine wunderbare Würze und eine mineralische Gesteinsmehl-Note sorgen für zusätzliche Komplexität und dafür, dass der Wein nicht zu vordergründig fruchtig wirkt.

Am Gaumen keine Spur von alkoholischer Hitze. Mit 12,5% Vol. Alkohol kommt hier auch keinerlei Verdacht auf, es könnte sich um einen breitschultrigen Boliden handeln. Restzucker und Säure stehen sich mit jeweils ca. 6 g/l im Verhältnis 1:1 gegenüber, was dem Wein sehr gut steht. Die Säure ist reif und verleiht dem Wein Frische. Es handelt sich wohl, dank des warmen Jahrgangs, hauptsächlich um „gute“ weil harmonisch schmeckende Weinsäure. In kühlen Jahren findet sich mehr „aggressive“, säuerlicher schmeckende Äpfelsäure im Wein.

Trotz 6 g/l Restzucker wirkt der 2018er Chardonnay von Manuel Sauer nicht zu „süßlich“. Der Wein kommt harmonisch rüber und zeigt sogar Grip und eine gewisse mineralische Rauheit am Gaumen. Dies ist sicherlich auch noch seiner Jugend geschuldet und wird sich mit Flaschenreife noch glätten. Aber dies ändert nichts an der Tatsache, dass wir es mit einem ganz typischen, deutschen Chardonnay ohne Holzeinfluss zu tun haben, der jetzt schon unglaublich viel Trinkfreude bereitet. Ganz gleich, ob zum Essen oder solo genossen. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.