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2019 Klingenberger Schlossberg Portugieser

Weingut Anja Stritzinger,Klingenberg

Auf diesen Wein habe ich mich schon länger gefreut, da es recht selten vorkommt, dass ich Ihnen einen Portugieser an dieser Stelle präsentieren kann. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach gehört der Portugieser zu den sträflich vernachlässigten klassischen Sorten. Und dies nicht einmal wegen seiner geringen Anbaufläche. Von der Tendenz her geht es zwar abwärts, von 4.440 Hektar im Jahr 1995 sind nur noch 2.670 Hektar übrig, aber er behauptet damit nach wie vor den dritten Platz bei den roten Sorten in der gesamtdeutschen Anbaustatistik.

Vielmehr schmerzt es, mitansehen zu müssen, wie das Potential der Sorte meist vergeudet wird. Allzu oft landet er unter Ausnutzung hoher Hektarerträge als halbtrockener, belangloser Wein pfälzischer oder rheinhessischer Provenienz in der Literflasche. Dabei kann die Sorte so viel mehr, wenn der Winzer es gut mit ihr meint und die Erträge im Weinberg begrenzt. Wenn er sie dann auch noch in eine sehr gute Lage pflanzt, dann kommen Weinfreunde in den Genuss eines mittelkräftigen, samtigen Rotweins, der durchaus in Konkurrenz mit so manchem guten Spätburgunder treten kann.

Das Weingut Stritzinger aus Churfranken bietet der Sorte genau jene oben erwähnten optimalen Bedingungen. Darüber hinaus wird bereits seit 1990 sogar noch biologisch gewirtschaftet (Naturland). Die Rebstöcke stehen in der von Querterrassen geprägten, steilen Spitzenlage „Klingenberger Schlossberg“, welche sich durch ihre charakteristischen Buntsandsteinböden auszeichnet. Dass ein gerüttelt Maß an Idealismus nötig ist, um

solch einmalige Weinbergslagen in mühevoller Handarbeit zu bewirtschaften und damit zum Erhalt einer einzigartigen Kulturlandschaft beizutragen, muss wohl nicht gesondert erwähnt werden.

Unser 2019er Portugieser von Winzerin Anja Stritzinger wurde ganz traditionell auf der Maische vergoren und anschließend im großen Holzfass ausgebaut. Durch und durch der Tradition verpflichtet, ist die Flasche mit einem Naturkorken versehen, so wie fast alle Weine des Betriebs.

So wie man es von einem typischen Portugieser erwartet, präsentiert er sich nicht mit tiefdunkler Farbe im Glas, sondern mit einem durchscheinenden, mittleren Granatrot. Dies deutet bereits auf einen eher mittelkräftigen Rotwein hin. Bereits beim ersten Schnuppern am Glas, merkt man sofort, dass man es mit einem Rotwein zu tun hat und nicht mit einem roten Wein. Ich meine dies dahin gehend, dass die Aromatik derjenigen eines seriösen, durchgegorenen Rotweins entspricht und nicht eines erdbeerfruchtigen, roten Wässerchens.

Was für eine tolle, kirschfruchtige (Sauerkirsche) und würzige (Pfeffer, Lorbeer, Leder) Nase.

Am Gaumen zeigt der Wein, trotz eher leichter 12% Vol. Alkohol, eine tolle Stoffigkeit. Die Tannine sind feinpoliert und bilden zusammen mit der feinen Säure das Rückgrat. Es bleibt aber noch genügend Platz auf der Bühne, so dass die fruchtigen Sauerkirschnoten aus der
Nase geschmacklich zum Tragen kommen können. Eine bestens in die Gesamtstruktur des Weines eingebundene, an Lakritze erinnernde Bitternote, rundet den Gaumenauftritt ab und sorgt für einen langen Nachhall. Bei 0,0 g/l Restzucker können auch ausgewiesene Trockentrinker hier bedenkenlos zugreifen. Ein Portugieser, der eindrucksvoll das Potential der Sorte vor Augen führt. Als kulinarischen Begleiter kann ich ihn mir besonders gut zur Ente, zum Gänsebraten oder sämtlichen Wildgerichten vorstellen.