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Regent Spätlese in der Literflasche!

Heute darf ich Ihnen wieder einmal eine Kreszenz aus dem „Outback“ des fränkischen Weinlandes vorstellen. Das Weingut Spengler ist in der 5.500 Einwohner zählenden Brunnenstadt Külsheim zu Hause, ungefähr auf halber Strecke zwischen Wertheim und Tauberbischofsheim. Geografisch befinden wir uns zwischen Tauber und Main am Rande des Odenwalds.

Die Winzerfamilie Spengler betreibt hier ihren Weinbau in dritter Generation. Weitere Standbeine sind die Vermietung von Ferienwohnungen und im Frühjahr und Herbst eine Heckenwirtschaft. Neben den fränkischen Klassikern Silvaner, Müller-Thurgau und Bacchus wird bei den weißen Sorten noch der Johanniter, eine pilztolerante Neuzüchtung aus dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg angebaut. Bei den roten Sorten sind neben dem Schwarzriesling noch Dornfelder, Cabernet Mitos und die Rebsorte für unseren „Wein der Woche“, der Regent, vertreten.

Eine, wie ich finde, bemerkenswerte Tatsache möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen. Mir ist aufgefallen, dass es wohl zur Betriebsphilosophie gehört, die Weine ausschließlich in der Literflasche anzubieten. Dies führt dann, falls es der Jahrgang hergibt, schon einmal zu Kuriositäten wie einer Auslese im Liter. Die Kunden dürfte es freuen, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis ist somit ausgezeichnet.

Dies gilt natürlich auch für unsere trockene Regent Spätlese aus dem „Hitzejahrgang“ 2018. Zumal der Wein als Spätlese mit 14,3 % Vol. tiefstapelt. Befinden wir uns doch bei knapp über 100 Grad Oechsle, welche die Trauben bei der Lese gehabt haben müssen, schon an der Grenze zu einer trockenen Auslese.

Von der Farbe her erinnert der „Wein der Woche“, spaßig ausgedrückt, an den Blick in einen der 18 Brunnen der Stadt, so dunkel und kräftig, wie diese anmutet. Die Külsheimer Weine stammen samt und sonders aus der Weinbergslage „Hoher Herrgott“, von welcher der Winzerhof Spengler nur einen Steinwurf entfernt ist.

Es handelt sich um einen, zumindest für eine Literflasche, extrem ungewöhnlichen Rotwein. Mir sind nicht viele Betriebe bekannt, welche eine satte Spätlese im Rotweinbereich auf Literflaschen füllen. Dieser Umstand dürfte vor allem dem sehr heißen, besonders für Rotweine hervorragenden Jahrgang 2018 zu verdanken sein, konnten hier die Trauben doch im Schnitt eine sehr hohe Reife erlangen.

Im Glas präsentiert er sich mit annähernd blickdichter, purpurroter Farbe. Die Nase bietet konzentrierte dunkle Beeren- und Steinfruchtaromen, welche von Schwarzkirsche über Zwetschge bis hin zu Blaubeere und Brombeere reichen. Eine „süßlich“ anmutende Vanillenote und würzige Anklänge von Lorbeerblättern und Lakritzschnecken runden die fruchtigen Eindrücke ab.

Am Gaumen sind die mehr als 14 „Umdrehungen“ gut in den Wein eingebunden, auch wenn er sie nicht gänzlich verbergen kann. Wir haben es eindeutig mit einem Kraftpaket zu tun. Die feinkörnigen, nur leicht austrocknenden Tannine verleihen unserer Spätlese einen schönen „Biss“ und sorgen für ein stützendes Korsett. Die Frucht tritt geschmacklich in erster Linie anhand einer dunklen Pflaumennote, welche durch Lakritze und Zartbitterschokolade (90 %) ergänzt wird, in Erscheinung. Der lange Nachhall wird dann schlussendlich von feinen Bitternoten geprägt. Ein echtes „Powerhouse“ von Rotwein, welches ich nicht unbedingt als Schoppen-Rotwein empfehlen würde. Aber zu Schmorgerichten (Gulasch, Rinderschmorbraten, Kalbsbäckchen) oder zu Wildgerichten findet er sein ideales Einsatzgebiet.