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2020 Father & Son – Die sanfte R.Evolution

Bei Father & Son muss ich zwangsläufig sofort an den berühmten Song von Cat Stevens denken. Gleich die erste Textzeile lautet: „It’s not time to make a change“. Ich weiß nicht, ob das bekannte Lied als Inspiration für den Namen des Weines gedient hat, aber ich weiß auf jeden Fall, dass die zitierte Textpassage nicht für das Weingut Ruppert gilt.

Vater Ewald Ruppert und sein Sohn Fred haben über die Jahre viel verändert und sind sehr innovationsfreudig. Vor allem, was den Anbau neuer Rebsorten anbelangt. Für einen Biobetrieb liegt es natürlich nahe, pilzresistente bzw. -tolerante Sorten anzubauen. So verwundert es nicht, dass mit Souvignier Gris, Muscaris, Sauvignac, Helios und Johanniter gleich fünf pilztolerante Neuzüchtungen angebaut werden.

So paradox es im ersten Moment klingen mag, aber manchmal besteht der Fortschritt im Rückwärtsgehen. Konkret in der Rekultivierung uralter, vom Aussterben bedrohter Rebsorten wie Adelfränkisch, Grünfränkisch, Kleinberger und Ahorntraube. Aber auch der für Franken mittlerweile als klassisch zu bezeichnende Müller-Thurgau wird hier seit der Gründung des Betriebes im Jahr 1981 angebaut.

Was Vater und Sohn Ruppert in der Monopollage „Kirchschönbacher Mariengarten“ auf die Beine gestellt haben, ist einfach nur lobenswert und hochspannend. Der vorhandene Weinlehrpfad mit seinen Rebsorten- und Thementafeln klärt über neue und alte Rebsorten und die Besonderheiten der Lage auf. Für thematisch Interessierte dürfte eine Abstecher in den Steigerwald allemal lohnen.

Lässt sich die Theorie des Lehrpfades doch auf genussvolle Weise hinterher ganz praktisch im Glas nachvollziehen bei einem Besuch im Weingut. Was die alten Sorten anbelangt so ist dies mit dem „Adelfränkisch ‚vom Creutz’“ und dem „Alten Fränkischen Satz“ möglich. Bei den PIWIs (pilzwiderstandsfähige Sorten) bieten sich Johanniter und Helios an.

Unser Wein vereint beide Welten. Es handelt sich um eine Cuvée aus dem altbewährten Müller-Thurgau und einer neuen Sorte, wahrscheinlich Johanniter.

Er stammt aus dem warmen Jahrgang 2020 und kommt mit blass strohgelber Farbe ins Glas. Der Müller-Thurgau-Anteil bringt eine zarte (Muskat-)Würze in den Wein. Insgesamt würde ich das Nasenbild als dezent fruchtig bezeichnen. Es drängen sich keine Aromen in den Vordergrund und rufen laut „hier, hier, hier“. In erster Linie nehme ich Noten von rotwangigen Aprikosen und reifem Apfel wahr. Auch eine an Wachs erinnernde Note, wie sie viele Chenin-Blanc-Weine von der Loire aufweisen, ist vorhanden.

Obwohl er nicht einmal ganz 12 % Vol. Alkohol hat, wirkt er am Gaumen gehaltvoll und kommt unheimlich rund und ausgewogen rüber. Vom Restzuckergehalt her ist der Wein mit 8,4 g/l zwar im Bereich trocken (< 9g/l), jedoch liegt die Säure etwas zu niedrig, so dass er als halbtrocken firmieren muss. Geschmacklich steht das Apfelaroma aus der Nase in Verbindung mit einer schönen, sowohl muskatigen als auch mineralischen Würze im Vordergrund. Der Abgang ist weich und von großer Harmonie geprägt, ohne langweilig zu sein. Wer harmonische Weißweine ohne krasse Säure und knallige Aromen mag, liegt hier goldrichtig. Er besitzt zwar nicht den vordergründigen Fun-Faktor, wie man ihn gemeinhin von einem Sommerwein erwartet, aber warum nicht einfach mal einen „ernsten“ Terrassenwein probieren. Das Zeug dazu hat er allemal.