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2021 Nordheimer Vögelein Scheurebe Kabinett trocken – Alte Rebe –

Weingut Borst, Nordheim
Das Motto heute lautet: Scheurebe, aber anders.Anders als man es gemeinhin von der Sorte gewohnt ist: Typische Assoziationen sind normalerweise, je nachdem ob es sich um den klassischen oder den modernen Typus handelt, Schwarze Johannisbeere, Pfirsich/Nektarine, Pink Grapefruit und würzige Noten.

Beim Kabinett von Familie Borst spielen dem Umstand, dass es sich um eine außergewöhnliche Vertreterin handelt, zwei Dinge besonders in die Karten. Zum einen die tief wurzelnden „Alten Reben“, welche für viel Extrakt und in Verbindung mit der sechsstündigen Maischestandzeit für Struktur und mineralische Eindrücke sorgen. Die zweite Besonderheit ist der Rückgriff auf die Spontangärung. Dies bedeutet, dass dem Most keine Reinzuchthefen zugesetzt wurden. Dies bringt eine ganz eigene Qualität in den Wein, welche sich vor allem in den typischen Spontangäraromen in der Nase zeigt. Hier sind in erster Linie eine dezente Gumminote und eine leicht wilde „funky“ Note im Duft zu nennen.

Doch gehen wir kurz einen Schritt zurück und fangen bei der absolut faszinierenden Farbe an. Ein silbrig glänzendes Strohgelb mit zarten Grünreflexen begeistert bereits das Auge. Die Nase wirkt dicht gepackt, ohne dass bestimmte Aromen hervorstechen. Ein dicht gewobener Aromateppich sozusagen.

Wir bewegen uns, was die Frucht anbelangt, eher auf der zitrischen Seite (Limette, Bergamotte, Grapefruit), Cassis bzw. Schwarze Johannisbeere, das Standardaroma fast jeder traditionellen bzw. klassisch deutschen Scheurebe, fehlt gänzlich.

Am Gaumen geht dann die Frische-Post ab. Schlank, lebendig, straight forward zieht unser trockener Kabinett über die Zunge. Dies liegt in erster Linie an der quicklebendigen, viven Säure, welche mit 6,5 g/l fast schon so manchem Riesling Konkurrenz machen kann. Obwohl der Wein von eher leichtem Körper ist, beeindruckt er nichtsdestotrotz mit hoher Geschmacksintensität und langem Nachhall am Gaumen. Hintenraus bleibt eine schöne, an Zitrusfrucht-Zesten erinnernde, herb-bittere Note stehen. Ein delikater Wein, an dem man sich nicht so schnell satt trinkt, wie sonst bei vielen Aromasorten üblich. Insgesamt ein wirklich toller Tropfen, bei dem der Winzer einiges riskiert hat. Spontangärung kann auch gewaltig schieflaufen und zu unbrauchbaren Weinen führen. In unserem Fall wurde die Risikofreude vollauf belohnt mit einer charaktervollen Scheurebe, wie man sie nicht an jeder Ecke findet.

Scheurebe, aber eben anders als sonst gewohnt.