Probierpaket „Domina“
Mehr „Rotes Franken“ geht eigentlich kaum. Ein Probierpaket mit drei verschiedenen Weinen, alle aus der meistangebauten roten Rebsorte der Region gekeltert.
Auch wenn die Anbaufläche sowohl in Gesamt-Deutschland als auch in Franken in den letzten fünf Jahren leicht rückläufig war, so hat sich dennoch nichts an dem Fakt geändert, dass die Sorte in hiesigen Breiten ihr Refugium gefunden hat. Von insgesamt 354 Hektar Gesamtfläche entfallen erstaunlicherweise mit 311 Hektar knapp 88 % auf das Anbaugebiet Franken. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die überragende, regionale Bedeutung dieser roten Neuzüchtung aus Portugieser und Spätburgunder von Peter Morio aus dem Jahr 1927.
Anders als man in Anbetracht der beiden Elternsorten erwarten könnte, handelt es sich bei den meisten Domina-Weinen nicht um hellfarbige, elegante Rotweine, sondern, je nach Jahrgang, Lage, Ausbauweise und Ertrag, um dunkelfarbige, mittelkräftige bis kräftige Weine mit bisweilen markanter Tanninstruktur.
Spätestens jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns den drei Dominas aus unserem Probierpaket zuwenden. Die ersten beiden stammen aus dem sehr guten, aber nicht ganz so heißen Jahrgang 2019. Der Dritte im Bunde schließlich hat bereits ein Jahr Reifezeit mehr „auf dem Buckel“ und ist im (super)heißen Jahrgang 2018 gewachsen.
Rein von der Papierform her macht sich dies schon am Alkoholgehalt bemerkbar. Liegen die ersten beiden mit 12 bzw. 12,5 % Vol. Alkohol im „klassischen“ Bereich für ein eher nördliches Anbaugebiet (global gesehen), so wartet der Vertreter aus dem „Hitzejahr“ 2018 mit satten 13,5 % Vol. auf.
Wir dürfen gespannt sein, wie groß die Unterschiede im Glas sind und wie sie sich im Einzelfall konkret äußern. Beginnen wir mit dem leichtesten Wein und steigern uns dann bis hin zu dem Boliden aus dem Jahrgang 2018.
2019 Domina trocken Volkacher Ratsherr
Weingut Kirch, Volkach/Fahr
Der Einstieg in unsere Domina-Exkursion gestaltet sich schon einmal ganz nach meinem Geschmack. Ein wunderbar feinwürziger, Wärme und Behaglichkeit ausstrahlender Duft steigt beim ersten Schnuppern am Glas in die Nase. Spontan fühle ich mich an Zwetschgen-Röster erinnert, der mit einem Stück Zimtstange und ein oder zwei Nelken geköchelt wurde. Eine absolut fabelhafte, fast schon etwas weihnachtlich anmutende Nase.
Im Gaumenauftritt zeigt er sich absolut trocken (0,2 g/l Restzucker) mit sanftem Tanninbiss und guter Struktur. Die Frucht ist feinsäuerlich und erinnert an Schattenmorellen, aber ein Hauch von Schlehe, welcher eine herbe Note in den Wein bringt, ist ebenfalls vorhanden. Seine betont herbe Art, die kompakten Gerbstoffe und die feine Säure machen diese Domina zu einem idealen Speisenbegleiter. Nicht zu schwer, so dass Gefahr bestünde, die Vorzüge der Speise zu überdecken und nicht zu leicht, so dass Gefahr droht, dass er untergeht und platt gemacht wird durch das Essen. Da die Anmutung dieses feinen Tropfens doch eher eine herbstliche bis winterliche ist – und durchaus Lagerpotential vorhanden ist – würde ich noch ein paar Monate warten mit dem Öffnen der Flaschen und ihn dann zu kräftigen Gerichten wie Rouladen, einem Burgunderbraten oder zu einem Hasenpfeffer (Empfehlung des Weinguts) servieren.
2019 Domina trocken Sommerhäuser Ölspiel
Weingut Artur Steinmann, Sommerhausen
Der zweite Tropfen aus unserem Paket kommt mit klassisch rubinroter Farbe in Glas.
Die Domina aus der Basis-Linie wird beim Weingut Artur Steinmann im großen Holzfass ausgebaut. Dies macht sich bereits in der Nase in Form von würzigen Anklängen, welche an Wacholderbeere und Lorbeerblatt erinnern, bemerkbar. Von der Frucht her wirkt der Wein kühler im Vergleich zum Mitbewerber vom Weingut Kirch. Die klare und reintönige Frucht wird geprägt durch Noten von Kirsche, Pflaume und etwas Brombeere.
Der Gaumenauftakt ist durch eine pflaumig-würzige Frucht geprägt, welche sich im weiteren Verlauf in Richtung Sauerkirsche entwickelt. Der Wein präsentiert sich vom Körper her mittelkräftig mit durchaus präsenten, aber reifen Tanninen. Ich denke, eine gewisse Lagerzeit im Keller tut ihm auf jeden Fall noch gut, handelt es sich doch um einen noch relativ jungen Rotwein. Im Nachhall gesellt sich zu den bereits beschriebenen Eindrücken eine feine Bitternote, welche mich an die Lakritzschnecken aus meinen Kindertagen denken lässt. Ein in meinen Augen typischer und somit klassischer Sortenvertreter.
2018 Domina trocken – Ortswein
Weingut Römmert, Volkach am Main
Der dritte und letzte Wein aus unserem Domina-Paket ist farblich nahezu identisch mit dem Vorgänger-Wein aus Sommerhausen. Auch Rubinrot, aber einen Tick transparenter mit granatroten Aufhellungen zum Rand hin. Die Nase ist eine Wucht. Das Weingut Römmert schickt mit seiner 2018er Domina den fruchtbetontesten Vertreter unter den drei Weinen ins Rennen. Wir haben es hier mit einem echten „Nasenbären“ zu tun: Saftige Herzkirschen vereinen sich mit würzigen Brombeernoten und werden sanft umschmeichelt von einer betörenden Vanille-Note. Im Hintergrund lauert eine zarte Walderdbeernote, die sich aber nicht wirklich hervorzutreten getraut, sondern das Licht der Öffentlichkeit scheut.
Am Gaumen präsentiert er sich rund und geschmeidig oder smooth, wie der Anglo-Amerikaner sagen würde. Mit ihren soften Tanninen und ihrer feingliedrigen Säure präsentiert sich die Römmertsche Domina eleganter und insgesamt harmonischer als die beiden anderen Weine aus unserem Paket. Allerdings hat der Wein auch ein Jahr Reifevorsprung. Im Sinne der Vielfalt ist dies sehr zu begrüßen.
Geschmacklich ist vor allem die Kirschnote aus der Nase präsent am Gaumen. Auch hier finden sich ganz zart lakritzige Noten wieder, aber doch wesentlich weniger ausgeprägt als beim Vorgänger. Der relativ hohe Alkoholgehalt von 13,5% Vol. ist allerbestens in die Gesamtstruktur eingebunden und tritt in keiner Weise negativ in Erscheinung. Aufgrund seiner Eleganz würde ich ihn sogar zu Gans oder Ente probieren. Das Weingut empfiehlt ihn zu Fränkischem Sauerbraten mit Blaukraut und Klößen. Eine Top-Empfehlung.
So, nun liegt es an Ihnen Ihrem Entdeckerdrang nachzugeben und sich ein Ticket zu lösen für das Fach „Kulinarisch-vinologische Heimatkunde“. Sie sind herzlich eingeladen.
Regent Spätlese in der Literflasche!
Heute darf ich Ihnen wieder einmal eine Kreszenz aus dem „Outback“ des fränkischen Weinlandes vorstellen. Das Weingut Spengler ist in der 5.500 Einwohner zählenden Brunnenstadt Külsheim zu Hause, ungefähr auf halber Strecke zwischen Wertheim und Tauberbischofsheim. Geografisch befinden wir uns zwischen Tauber und Main am Rande des Odenwalds.
Die Winzerfamilie Spengler betreibt hier ihren Weinbau in dritter Generation. Weitere Standbeine sind die Vermietung von Ferienwohnungen und im Frühjahr und Herbst eine Heckenwirtschaft. Neben den fränkischen Klassikern Silvaner, Müller-Thurgau und Bacchus wird bei den weißen Sorten noch der Johanniter, eine pilztolerante Neuzüchtung aus dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg angebaut. Bei den roten Sorten sind neben dem Schwarzriesling noch Dornfelder, Cabernet Mitos und die Rebsorte für unseren „Wein der Woche“, der Regent, vertreten.
Eine, wie ich finde, bemerkenswerte Tatsache möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen. Mir ist aufgefallen, dass es wohl zur Betriebsphilosophie gehört, die Weine ausschließlich in der Literflasche anzubieten. Dies führt dann, falls es der Jahrgang hergibt, schon einmal zu Kuriositäten wie einer Auslese im Liter. Die Kunden dürfte es freuen, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis ist somit ausgezeichnet.
Dies gilt natürlich auch für unsere trockene Regent Spätlese aus dem „Hitzejahrgang“ 2018. Zumal der Wein als Spätlese mit 14,3 % Vol. tiefstapelt. Befinden wir uns doch bei knapp über 100 Grad Oechsle, welche die Trauben bei der Lese gehabt haben müssen, schon an der Grenze zu einer trockenen Auslese.
Von der Farbe her erinnert der „Wein der Woche“, spaßig ausgedrückt, an den Blick in einen der 18 Brunnen der Stadt, so dunkel und kräftig, wie diese anmutet. Die Külsheimer Weine stammen samt und sonders aus der Weinbergslage „Hoher Herrgott“, von welcher der Winzerhof Spengler nur einen Steinwurf entfernt ist.
Es handelt sich um einen, zumindest für eine Literflasche, extrem ungewöhnlichen Rotwein. Mir sind nicht viele Betriebe bekannt, welche eine satte Spätlese im Rotweinbereich auf Literflaschen füllen. Dieser Umstand dürfte vor allem dem sehr heißen, besonders für Rotweine hervorragenden Jahrgang 2018 zu verdanken sein, konnten hier die Trauben doch im Schnitt eine sehr hohe Reife erlangen.
Im Glas präsentiert er sich mit annähernd blickdichter, purpurroter Farbe. Die Nase bietet konzentrierte dunkle Beeren- und Steinfruchtaromen, welche von Schwarzkirsche über Zwetschge bis hin zu Blaubeere und Brombeere reichen. Eine „süßlich“ anmutende Vanillenote und würzige Anklänge von Lorbeerblättern und Lakritzschnecken runden die fruchtigen Eindrücke ab.
Am Gaumen sind die mehr als 14 „Umdrehungen“ gut in den Wein eingebunden, auch wenn er sie nicht gänzlich verbergen kann. Wir haben es eindeutig mit einem Kraftpaket zu tun. Die feinkörnigen, nur leicht austrocknenden Tannine verleihen unserer Spätlese einen schönen „Biss“ und sorgen für ein stützendes Korsett. Die Frucht tritt geschmacklich in erster Linie anhand einer dunklen Pflaumennote, welche durch Lakritze und Zartbitterschokolade (90 %) ergänzt wird, in Erscheinung. Der lange Nachhall wird dann schlussendlich von feinen Bitternoten geprägt. Ein echtes „Powerhouse“ von Rotwein, welches ich nicht unbedingt als Schoppen-Rotwein empfehlen würde. Aber zu Schmorgerichten (Gulasch, Rinderschmorbraten, Kalbsbäckchen) oder zu Wildgerichten findet er sein ideales Einsatzgebiet.
2020 Kerner Kabinett halbtrocken – Schmackofatz für unter 5 Euro!
Weingut Meyer, Winterhausen
Nachdem das Gros der hier präsentierten Weine sich im trockenen Bereich bewegt, stelle ich Ihnen heute zur Abwechslung wieder einmal einen halbtrockenen Schmackofatz-Wein vor.
Dass der halbtrockene Kerner von Familie Meyer trotz seiner deutlich schmeckbaren Restsüße zu keiner Zeit anbiedernd und auf Gefälligkeit getrimmt wirkt, liegt nach meiner Einschätzung hauptsächlich an der Tatsache, dass man die Sorte mit einiger Berechtigung als „kleinen Verwandten des Rieslings“ bezeichnen kann.
Ebenso wie dieser ist er in der Lage, säurebetonte, bisweilen sogar rassige Weine hervorzubringen. Dies mag insofern nicht verwundern, als es sich doch um eine 1929 von August Herold an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg aus Trollinger und Riesling gezüchtete Sorte handelt. Trotz seiner schwindenden Popularität – von einstmals fast 8.000 Hektar in ganz Deutschland sind nur noch etwa 2.300 übriggeblieben – zählt er für mich immer noch zu den wertvollen, anbauwürdigen Sorten. Wie ich zu dieser Ansicht komme, lässt sich, so denke ich, ganz gut mit unserem „Wein der Woche“ im Glas nachvollziehen.
Der Wein präsentiert sich mit jugendlich glänzender, grüngelber Farbe. Im Duft verströmt er eine schöne Frische mit kernertypischen Eisbonbon-Noten. Meine erste Assoziation ist meistens, wenn ich diese Note rieche, die eines klaren Gebirgsbaches. Doch auch die Frucht und sogar etwas Kräuteranspielungen kommen nicht zu kurz. Neben einer ausgeprägten Ananasnote treten noch Anklänge von reifem Apfel und Zitronenmelisse in Erscheinung. Abgerundet wird das Nasenbild durch einen Touch Hefe und Mineral.
Am Gaumen dominiert die exotische Komponente der Ananas, aber auch Zitrusaromen, welche in der Nase nicht deutlich in Erscheinung treten, prägen den Kerner Kabinett geschmacklich. Der Wein ist von einer großartigen Saftigkeit geprägt, welche durch das kongeniale, fein austarierte Zusammenspiel der moderaten Restsüße (13,8 g/l) und der perfekt dazu passenden, lebendigen Säure zustande kommt. Wunderbar leicht und beschwingt gleitet er über die Zunge. Mit 11,5 % Vol. Alkohol repräsentiert er die Prädikatsstufe Kabinett in idealer Art und Weise. Manchmal hat man es ja auch mit einer abgestuften Spätlese zu tun. Hier gilt quasi frei nach Tina Turner: What you drink is what you see (on the label).
Ach ja, falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: Neben der saftigen Frucht sind der Geschmack und der Nachhall des Weiteren von der Eisbonbon-Note aus der Nase, frischen Gebirgskräutern und einer phenolischen Note (Tonic Water) geprägt. Die einzelnen Komponenten wie Alkohol, Restsüße und Säure sind perfekt ausgewogen und ergeben einen süffigen, überaus preiswerten Tropfen, welcher sich quasi von alleine „wegsüffelt“. Bei weniger als fünf Euro für die Literflasche kann man nur von einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen, wie ich finde.
2016 Dettelbacher Berg-Rondell Silvaner Eiswein
Winzerhof Kieselsmühle
Heute muss ich wieder einmal mit der alten Leier vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt, kommen. Das Ausland geht auf die Knie vor unseren edelsüßen Weinen und schleckt sich alle zehn Finger danach, hier bei uns würdigt sie kaum ein Genießer eines Blickes.
Natürlich ist klar, dass dies keine Weine sind, welche man ständig, geschweige denn täglich trinkt. Dafür sind sie im Verhältnis viel zu kostspielig und auch zu sättigend süß.
Aber für besondere Anlässe wie Feiertage, Geburtstage und sonstige Jubiläen stellen sie als Krönung des Menüs ein echtes Highlight dar. Heute möchte ich Ihnen eine phantastische Spezialität und echte Rarität deutscher Winzerkunst vorstellen: den Eiswein.
Die wahrscheinlich erste, eher dem Zufall geschuldete Eisweinernte, fand in Bingen statt. Die Qualität der Trauben des Jahrgangs 1829 war so schlecht, dass sie nicht geerntet wurden. Als man sich im Februar des Jahres 1830 doch eines Besseren besann und die nun gefrorenen Trauben erntete und kelterte, stellte sich heraus, dass der Wein sehr konzentriert und süß und alles andere als von schlechter Qualität war. Eine planmäßige und regelmäßige Eisweinproduktion gibt es aber erst seit den 1960er Jahren. Laut Weingesetz müssen die gefrorenen Trauben bei -7° Celsius geerntet und gekeltert werden. Dadurch, dass ein Großteil des in den Beeren enthaltenen Wassers in gefrorenem Zustand in der Kelter zurückbleibt, rinnt ein hochkonzentrierter, süßer Most von der Traubenpresse. Dieser muss mindestens das Mostgewicht einer Beerenauslese aufweisen, nämlich 125° Oechsle.
Dank eines deutschen Winzers, welcher in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach Kanada ausgewandert ist und dem Eiswein dort zu großer Popularität verholfen hat unter den dort herrschenden optimalen Bedingungen, ist Kanada mittlerweile mit einem Anteil von 80 % der größte Eisweinproduzent weltweit.
Unser Wein stammt aus einem der besten Jahrgänge für Eisweine in den letzten 20 Jahren. Im Jahr 2016 sank bereits um den 30. November herum das Thermometer im Weinberg unter die magische Schwelle von -7° Celsius, so dass sehr gesunde Trauben in gefrorenem Zustand eingebracht werden konnten. Die daraus resultierenden Weine bestechen durch große Reintönigkeit und Brillanz. Der Eiswein vom Weingut Kieselsmühle stammt aus der Lage „Dettelbacher Berg-Rondell“ und wurde aus der fränkischen Paradesorte Silvaner gekeltert. Natürlich hat er nicht das fulminante Säurespiel eines Riesling-Eisweins, aber was da ins Glas kommt, ist trotzdem nur als phantastisch zu bezeichnen.
Die hellgoldene Farbe verheißt konzentrierte Aromen und macht neugierig auf den Duft. Die Nase bietet ein wahres Füllhorn verdichteter, konzentrierter Fruchtaromen: Quittengelee, Birnendicksaft, Trockenaprikose, Korinthen und feinste Honignuancen, um nur ein paar zu nennen.
Dank eines für einen Süßwein relativ hohen Alkoholgehaltes von 11,5 % Vol. legt er einen „weinigen“ Charakter an den Tag, was ich sehr begrüße. Heutzutage weisen viele edelsüße Kreszenzen nur 7 oder 8 % Vol. Alkohol auf, aber dafür enorm hohe Restzuckerwerte.
Unser Silvaner Eiswein ist zwar deutlich süß, dennoch hat man immer das Gefühl, einen Wein zu trinken und keinen Traubensaft. Wie schon oben erwähnt, darf man nicht die Rasse eines Rieslings erwarten, aber das charakteristische Süße-Säure-Spiel des Eisweins ist vollständig vorhanden. Jeder Schluck begeistert mit hochkonzentrierter Aromatik von Trockenfrüchten untermalt von einem quicklebendigen Säurespiel. Ich bin verzückt. Da gewinnt der Songtitel „Heaven Is a Place on Earth“ von Belinda Carlisle eine ganz neue Bedeutung.
Zum weihnachtlichen Stollen, zum Früchtebrot oder zu Karthäuser Klößen mit Weinschaumsauce ist dieses Elixier jede Versuchung wert!
Ein Wein für die besonderen Momente im Leben.
2019 Klingenberger Schlossberg Portugieser
Weingut Anja Stritzinger,Klingenberg
Auf diesen Wein habe ich mich schon länger gefreut, da es recht selten vorkommt, dass ich Ihnen einen Portugieser an dieser Stelle präsentieren kann. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach gehört der Portugieser zu den sträflich vernachlässigten klassischen Sorten. Und dies nicht einmal wegen seiner geringen Anbaufläche. Von der Tendenz her geht es zwar abwärts, von 4.440 Hektar im Jahr 1995 sind nur noch 2.670 Hektar übrig, aber er behauptet damit nach wie vor den dritten Platz bei den roten Sorten in der gesamtdeutschen Anbaustatistik.
Vielmehr schmerzt es, mitansehen zu müssen, wie das Potential der Sorte meist vergeudet wird. Allzu oft landet er unter Ausnutzung hoher Hektarerträge als halbtrockener, belangloser Wein pfälzischer oder rheinhessischer Provenienz in der Literflasche. Dabei kann die Sorte so viel mehr, wenn der Winzer es gut mit ihr meint und die Erträge im Weinberg begrenzt. Wenn er sie dann auch noch in eine sehr gute Lage pflanzt, dann kommen Weinfreunde in den Genuss eines mittelkräftigen, samtigen Rotweins, der durchaus in Konkurrenz mit so manchem guten Spätburgunder treten kann.
Das Weingut Stritzinger aus Churfranken bietet der Sorte genau jene oben erwähnten optimalen Bedingungen. Darüber hinaus wird bereits seit 1990 sogar noch biologisch gewirtschaftet (Naturland). Die Rebstöcke stehen in der von Querterrassen geprägten, steilen Spitzenlage „Klingenberger Schlossberg“, welche sich durch ihre charakteristischen Buntsandsteinböden auszeichnet. Dass ein gerüttelt Maß an Idealismus nötig ist, um
solch einmalige Weinbergslagen in mühevoller Handarbeit zu bewirtschaften und damit zum Erhalt einer einzigartigen Kulturlandschaft beizutragen, muss wohl nicht gesondert erwähnt werden.
Unser 2019er Portugieser von Winzerin Anja Stritzinger wurde ganz traditionell auf der Maische vergoren und anschließend im großen Holzfass ausgebaut. Durch und durch der Tradition verpflichtet, ist die Flasche mit einem Naturkorken versehen, so wie fast alle Weine des Betriebs.
So wie man es von einem typischen Portugieser erwartet, präsentiert er sich nicht mit tiefdunkler Farbe im Glas, sondern mit einem durchscheinenden, mittleren Granatrot. Dies deutet bereits auf einen eher mittelkräftigen Rotwein hin. Bereits beim ersten Schnuppern am Glas, merkt man sofort, dass man es mit einem Rotwein zu tun hat und nicht mit einem roten Wein. Ich meine dies dahin gehend, dass die Aromatik derjenigen eines seriösen, durchgegorenen Rotweins entspricht und nicht eines erdbeerfruchtigen, roten Wässerchens.
Was für eine tolle, kirschfruchtige (Sauerkirsche) und würzige (Pfeffer, Lorbeer, Leder) Nase.
Am Gaumen zeigt der Wein, trotz eher leichter 12% Vol. Alkohol, eine tolle Stoffigkeit. Die Tannine sind feinpoliert und bilden zusammen mit der feinen Säure das Rückgrat. Es bleibt aber noch genügend Platz auf der Bühne, so dass die fruchtigen Sauerkirschnoten aus der
Nase geschmacklich zum Tragen kommen können. Eine bestens in die Gesamtstruktur des Weines eingebundene, an Lakritze erinnernde Bitternote, rundet den Gaumenauftritt ab und sorgt für einen langen Nachhall. Bei 0,0 g/l Restzucker können auch ausgewiesene Trockentrinker hier bedenkenlos zugreifen. Ein Portugieser, der eindrucksvoll das Potential der Sorte vor Augen führt. Als kulinarischen Begleiter kann ich ihn mir besonders gut zur Ente, zum Gänsebraten oder sämtlichen Wildgerichten vorstellen.