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2011 Regent trocken – im Barrique gereift

Privat-Weingut Schmitt, Bergtheim

Mit mehr als 10 % Anteil an der fränkischen Rotweinfläche gehört der Regent durchaus zu den wichtigen Rebsorten in Franken. Seine „steile Karriere“ begann mit der offiziellen Anbauzulassung im Jahr 1996. Es handelt sich nämlich um eine vergleichsweise junge Rebsorte, welche erst 1967 von Professor Alleweldt am Institut für Rebenzüchtung auf dem Geilweilerhof (Siebeldingen / Südpfalz) aus (Silvaner x Müller-Thurgau) x Chambourcin gekreuzt wurde.

2011-regent-exclusivDie Sorte ist durchaus zu hohen Weinqualitäten fähig und ergibt in guten Jahren tiefdunkle, kräftige Rotweine mit ausgeprägtem Beerenduft, welche sich dann auch für den Ausbau in Barriquefässern eignen.

Genau diese Voraussetzungen waren bei unserem Wein erfüllt, handelte es sich doch beim 2011er Jahrgang um einen der besten der vergangenen zehn Jahre. Da der Grundwein die entsprechende Qualität mitbrachte und genug Körper hatte, entschied sich Familie Schmitt, den 2011er Regent für 18 Monate in Barriquefässer zu legen. Deshalb stammt seine Amtliche Prüfnummer auch aus dem Jahr 2014.

Im Glas präsentiert er sich als „strammer Bursche“ von kräftiger, dunkel-granatroter Farbe. Die Nase ist keineswegs von Holzaromen dominiert, wie man es bei solch langer Verweildauer im Barriquefass erwarten könnte. Da ist ganz viel likörartige Frucht (Kirsche) nebst Noten von Johannisbeergelee wahrnehmbar. Gleichberechtigt neben der Frucht stehen die „holzigen“ Noten, welche sich durch einen würzigen Zigarrenbox-Duft und feine Vanilletöne bemerkbar machen. Eine zusätzliche Komponente steuert ein dezenter Anklang von Sattelleder bei. Das Nasenbild ist durchaus als komplex zu bezeichnen und verändert sich mit Luftzufuhr.

Am Gaumen hält unser Regent mit aristokratischer Strenge Hofstaat. Ein „männlicher“ Tropfen, der mit Charakter beeindruckt und nicht jedem gefallen will. Die Tannine sind zwar gut in das Gesamtgefüge integriert, aber durchaus präsent und griffig. Auch am Gaumen kehrt die bereits beschriebene kirschig-likörige Frucht wieder und erinnert an gute grenache-dominierte Weine von der südlichen Rhône. Ganz hervorragend gefällt mir die äußerst gut eingebundene, aparte Bitternote im Nachhall. Sie sorgt für Länge und Herbe im Nachhall. Das ist sehr appetitanregend und schreit förmlich nach einer Lammkeule mit provenzalischen Gewürzen. Auch und gerade Skeptiker des fränkischen Rotweins sollten diesem Tropfen durchaus einmal eine Chance geben. Noch vor 25 oder 30 Jahren hätte niemand eine solche Qualität in unseren Breitengraden für möglich gehalten.

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2014 Blanc de Noir trocken (Pinot Noir)

Weingut Ludwig Schmitt, Gerbrunn

Erst vor kurzem schrieben wir vom Prestige des Champagners und der wenig bekannten Tatsache, dass der „Schwarzriesling“ ein gewichtiger Bestandteil seiner jahrgangslosen Cuvée-Varianten ist. Heute haben wir es mit dem anderen roten „Cuvée-Partner“ zu tun, dem Pinot Noir oder hier bei uns in Deutschland besser als Spätburgunder bekannt.

Falls Ihnen jetzt gedanklich der Einwand in den Sinn kommt, dass Champagner aber doch hell wie Weißwein ist, dann sind Sie beim Lesen dieser Zeilen der Lösung des Rätsels schon ganz nahe. Für 2013-blancdenoir-kabinett-trockenseinen „Blanc de Noir“ hat Winzer Ludwig Schmitt die reifen und gesunden Spätburgundertrauben „unverletzt“ auf die Kelter gebracht und sofort abgepresst, bevor die Farbpigmente aus der Beerenhaut in den Saft übergehen konnten. Voilà, das ist schon das ganze Geheimnis. Deshalb auch die Bezeichnung „Blanc de Noir“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Weiß von Schwarz“, also ein Weißwein aus schwarzen bzw. roten Trauben.

Vor dem Öffnen einer Flasche „Blanc de Noir“ sind wir stets gespannt, mit welcher Farbschattierung der Wein ins Glas kommt, erinnern manche Vertreter dieser Gattung doch eher an einen Weißherbst. Beim Einschenken des ersten Probeschluckes entpuppt sich der 2014er vom Weingut Schmitt gleich als würdiger Vertreter seiner Gattung. Er funkelt wunderbar strohgelb im Glas. Das Nasenbild ist sehr dezent, keine vordergründige Frucht drängt sich auf. Am ehesten nehmen wir noch etwas gelbe Pflaume wahr. Lyrisch formuliert, erinnert der Duft an einen sommerlichen Kräutergarten nach einem erfrischenden Regenschauer. Hier wird eher die feine Klinge bevorzugt. Freunde intensiver Reize werden Ihr Geschmacks-Glück wahrscheinlich woanders suchen müssen.

Auch am Gaumen überzeugt der „Weißgekelterte“ von Ludwig Schmitt durch Eleganz und Feinheit. Dafür zeichnet in erster Linie die saftige und lebendige Säure verantwortlich, welche für viel Spiel am Gaumen sorgt, ohne aggressiv zu sein. Geschmacklich kommt vornehmlich eine zarte Würze in Verbindung mit mineralischen Noten zum Tragen. Auch am Gaumen zeigt sich wenig Frucht. Aber das ist kann in gewisser Hinsicht auch von Vorteil sein.
Das große Plus solcher Weine ist in unseren Augen ihre hervorragende Eignung als vielseitiger und anpassungsfähiger Speisenbegleiter. Egal ob zu Sushi, zum „Wiener Schnitzel“ oder zu Fischgerichten in sämtlichen Varianten: Ein guter „Blanc de Noir“ geht immer!

Der Wein kann bei Frankenweinliebhaber für 8,00 Euro (zzgl. Versand – ab 12 Flaschen versandkostenfrei) bestellt werden.

2012 Schwarzriesling trocken “Wahr – im Holzfass gereift“

Familienweingut Braun, Fahr

Eigentlich dürfte es diesen Wein schon lange nicht mehr geben. So gut ist er! Dennoch können Sie ihn nach wie vor käuflich erwerben. Es gehört es zu den großen Paradoxien unserer Zeit, dass Solidität und Understatement nicht (mehr) geschätzt werden. Mit etwas mehr Aufklärung und Information wäre sogar ein gewisses Prestige aus der Rebsorte herzuleiten. Falls jemand wert darauf legt. Immerhin ist die in Frankreich „Pinot Meunier“ genannte Sorte fester Bestandteil aller jahrgangslosen Cuvée-Champagner.

2012-wahr-schwarzrieslingUm Ihnen vor Augen zu führen, wie der gleiche Wein einmal nett, aber etwas gewöhnlich (Solidität) wirken kann und dann wiederum spannend und aufregend (Prestige), liefere ich Ihnen heute zwei Beschreibungen zu unserem „Wein der Woche“.

Variante A:

Granatrot mit ganz leicht ziegelrotem Einschlag. Der Ausbau im großen Holzfass macht sich nur dezent bemerkbar. Schöne Frucht in der Nase mit Anklängen von Kirsche und Zwetschge. Auch würzige und balsamische Noten vom Holz sind spürbar. Am Gaumen zeigt der Wein sowohl fruchtige als auch würzige Geschmacksnoten. Die Gerbstoffe sind präsent, aber gut integriert. Eine feine Bitternote begleitet unseren Schwarzriesling in seinem langen Nachhall. Zu Wildgeflügel oder zur Weihnachtsgans.

Variante B:

Noblesse oblige! Die Champagner-Rebsorte „Pinot Meunier“ liefert das Ausgangsmaterial für unseren „Wein der Woche“. Der gekonnte Ausbau im großen Holzfass verpasst unserem Schwarzriesling ein Haute-Couture-Kleid. Das ist wahrlich trés pinot! Wir sind bereit für die abendliche Gala: Mit Eleganz und Grandezza präsentiert er im Glas sein granatrotes Seidenkleid. Die mandeläugige Schönheit mit einer Kirschblüte im Haar nähert sich auf hochhackigen Schuhen ihrem männlichem Begleiter, dessen Parfüm herrliche Sous-bois-Düfte verströmt. Elektrisierende Spannung liegt in der Luft. Ein ganz kleiner, bitterer Nachgeschmack bleibt dennoch. Die Morgendämmerung zieht bereits herauf. Amore amaro!

2013 Domina Kabinett trocken Escherndorfer Fürstenberg

Weingut Andreas Braun, Volkach

Das Weingut Andreas Braun bewirtschaftet 10 Hektar Rebflächen in den bekannten Volkacher Lagen Ratsherr und Kirchberg, im Dettelbacher Honigberg und in den Escherndorfer Paradelagen Lump und Fürstenberg. Die beeindruckende Vielfalt an roten Rebsorten beinhaltet neben Dornfelder, Spätburgunder, Frühburgunder, Portugieser, Schwarzriesling, Regent und Cabernet Dorsa selbstverständlich auch den roten Frankenklassiker schlechthin: die Dominarebe.

www.frankenweinliebhaber.deDie 1927 von Peter Morio aus den Elternsorten Blauer Portugieser und Spätburgunder gekreuzte Sorte ist mit 337 Hektar Rebfläche die klare Nummer 1 unter den roten Sorten im Anbaugebiet Franken. So verwundert es kaum, dass annähernd jeder dritte rote Rebstock in Franken Domina ist.

Die Trauben für den 2013er Domina Kabinett sind in der bekannten Lage „Escherndorfer Fürstenberg“ gewachsen. Im Glas präsentiert er sich mit einem glänzenden Granatrot. Auch wenn die Rebsorte Domina nicht unbedingt für ihr südländisch geprägtes Aromenprofil bekannt ist, so möchte ich es dennoch nicht versäumen auf die nördliche Seele des 2013er Kabinetts von Andreas Braun hinzuweisen. Das Duftspektrum bewegt sich vor allem im rot- bis dunkelbeerigen Bereich ohne die geringsten Anklänge von Überreife. Meine Nase nimmt eine feine Sauerkirschnote wahr. Auch Holunderbeeren und ein Hauch Schlehe sind beigemischt. Die ausgesprochen kühle, herbe Duftaromatik lässt auch am Gaumen keinen heißblütigen, feurigen Wein erwarten.

Im Geschmack dominiert, noch vor der Wahrnehmung der geschliffenen, feinkörnigen Tannine vor allem eines: die herrliche, dem Wein Frische verleihende, von einer äußerst saftigen Sauerkirschfrucht begleitete, Säure. Hat man den Wein hinuntergeschluckt, so kommt im Nachhall, neben schönen Würznoten, ein zartes Bitterle zum Tragen. Ganz so als ob man an einem Bleistift geleckt oder eine skandinavische Salmiakpastille gelutscht hätte. Die gesamte Anmutung des Weines ist von vornehmer Zurückhalung und kühler Eleganz geprägt. Mein Kurz-Fazit lautet: Herbe Frucht begleitet von zarter Würze und frischer Säureader. Wäre unsere Domina ein Leichtathlet, dann eher vom Typ sehniger Hochspringer als massiger Kugelstoßer.

Ganz ausgezeichnet begleitet der Wein übrigens Gerichte der nordafrikanischen Küche: z.B. ein Gemüse-Cous-Cous mit Falafel.