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Archiv für den Monat: April 2018

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2015 Albalonga Auslese Randersackerer Marsberg

Weingut Martin Göbel, Randersacker

Wenn ich an meine Anfangszeit als Weinliebhaber Mitte der 1990er Jahre zurückdenke, 2015-marsberg-albalonga-auslese-suessso gehören zu meinen schönsten Erlebnissen diverse, zu verschiedenen Anlässen verkostete Beeren- und Trockenbeerenauslesen dieser kostbaren und raren Rebsorte. Diese erinnerungswürdigen Weine stammten damals in erster Linie vom Weingut Martin Göbel, welches der Sorte bis zum heutigen Tag die Treue hält.

Und das will durchaus etwas heißen, denn Alabalonga war schon immer ein Spezialisten-Thema. Selbst zu Zeiten weiterer Verbreitung betrug die bestockte Fläche bundesweit nur 34 Hektar (1988). Davon sind heute gerade einmal 14 Hektar übrig gebleiben. In Franken sind es nur zwei Hektar, obwohl die Sorte ihren Ursprung hier hat. Sie wurde 1951 an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Würzburg von Dr. Hans Breider aus den Sorten Rieslaner und Silvaner gezüchtet.

Ähnlich wie bei ihrem Elter Rieslaner bringt die Sorte nur bei ausreichender Reife (wir reden von Spätleseniveau aufwärts) gute Ergebnisse. Gelingt in besonderen Jahren eine edelsüße Variante, so handelt es sich oft um Spitzenweine, welche sogar dem Riesling den Platz auf seinem Thron streitig machen können. Kennzeichend für solche Albalonga-Kreszenzen sind ihre Ausdrucksstärke und die enorme Aromenvielfalt mit exotischen Noten.

Um genau solch ein hochedles Gewächs handelt es sich bei der 2015er Albalonga Auslese von Winzer Martin Göbel. Bereits die strahlende, hellgoldene Farbe macht neugierig auf den Wein. Selbstverständlich zeigen sich im Duft auch rauchige Botritystöne, welche aber genug Raum zur Entfaltung für die Frucht lassen. In der Nase begeistert die phantastische, durchaus in Richtung Rieslaner gehende Frucht. Der Wein strahlt und vibriert im Glas. Seine Rasse und Klasse sind förmlich greifbar. Das Fruchtspektrum bewegt sich hauptsächlich im gelben Bereich und reicht von Rhabarber, Honigmelone, hochreifer Mirabelle und kandierter Aprikose bis in exotische Mango-Gefilde.

Am Gaumen wirkt diese wunderbare, sicherlich hochgradige Auslese mit ihren 125 g/l Restzucker niemals zuckrig oder klebrig süß. Dieser Umstand ist der austarierenden und Frische verleihenden Säure, welche mit 10g/l für meinen Geschmack im idealen Bereich liegt, zu verdanken. Das Süße-Säure-Spiel macht den Wein unheimlich lebendig und sorgt dafür, dass sich kein vorschneller Sättigungseffekt ausbreitet. Geschmacklich erinnert mich das Ganze an Rhabarber und Limette. Der Nachhall ist ewig lang und mir stellt sich beim Trinken die Frage, ob dieses herrliche Elixier überhaupt eine Begleitung benötigt oder ob man nicht lieber jeden kostbaren Schluck pur genießen sollte. Ich denke eher letzteres.

2016er Merzling Qualitätswein – Laudaer Altenberg

Weingut Johann August Sack, Lauda-Königshofen

Beim Merzling, einer 1960 neu gezüchteten pilzwiderstandsfähigen Weißweinsorte, handelt es sich um einen echten Exoten in Deutschlands Rebgärten. Er wurde von 2016-merzling-BxJohannes Zimmermann am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg aus Seyve-Villard 5276, Riesling und Ruländer gekreuzt. Der Name leitet sich aus der Gemeinde Merzhausen am südlichen Stadtrand von Freiburg im Breisgau ab. Die Zulassung durch das Bundessortenamt erfolgte 1993. Die Lagenansprüche und die Traubenreife sind mit dem Müller-Thurgau vergleichbar.

Beim Weingut Sack stehen die Reben in der nicht flurbereinigten Steillage „Laudaer Altenberg“. Die charakteristischen Steinmauern sind landschaftsprägend und besitzen die positive Eigenschaft, dass sie tagsüber die Sonnenwärme speichern und abends wieder an die Reben abgeben. Windabweisende Hecken und der standorttypische Trockenrasen sorgen für eine abwechslungsreiche Landschaft und ein intaktes Biotop, welches ein Rückzugsgebiet für zahlreiche Tiere und Pflanzen darstellt. Viele Orchideen sowie seltene Schmetterlinge und Vögel sind heute am Altenberg zu finden. So erscheint es nur folgerichtig, die Iris als Etikettenmotiv zu verwenden, da auf den Trockenwiesen und an den Steinriegeln des Laudaer Reblandes die wilden Schwertlilien wachsen.

In dieser einmaligen Kulturlandschaft stehen also die 10 Ar Merzling-Reben des Weingutes Sack. Doch wie macht er sich eigentlich, der Wein aus dieser raren Rebsorte?

In der Nase präsentiert er sich einerseits ungemein fruchtig, fast schon ins Exotische gehend und anderseits wieder betont würzig mit rauchigen Anklängen. Neben hochreifer Birne zeigen sich auch Noten von Ananas und ein Hauch Eisbonbon. Über diesem „Fruchtteppich“ schwebt eine würzige, bisweilen ins Nussige abzielende Note, welche mich an Weine aus der Rebsorte Grauburgunder erinnert.

Am Gaumen ist der 2016er Merzling sehr saftig und trinkig, was in erster Line auf seine gut abgestimmte Restsüße in Verbindung mit der lebendigen Säure zurückzuführen ist. Für Puristen und ausgewiesene Trockentrinker präsentiert er sich zu saftig und die vergleichsweise hohe Restsüße (17,3 g/l) dürfte ein klassisches K.O.-Kriterium darstellen.

Wer aber gerne einen fruchtbetonten, nicht zu trockenen aber auch nicht zu süßen Weißwein trinkt, dürfte hier genau richtig liegen. Erfahrungsgemäß geht ein solcher Wein immer gut zur gemischten Käseplatte. Von der Grundstruktur wirkt der Wein eher schlank und frisch. Dies ist in erster Linie auf die lebendige Säure zurückzuführen, die zwar analytisch gar nicht so arg hoch liegt, aber dennoch die Restsüße hervorragend konterkariert. Mit diesem Merzling im Glas darf dann gerne der April kommen mit Temperaturen im Bereich der 20° Marke.