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2022 Randersacker Ewig Leben Riesling feinherb

Weingut „Am Marsberg“ – Markus Schmachtenberger

Heute wieder ein Wein mit „Raritätenbonus“. Falls Sie sich fragen, wo bei einem Riesling-Wein bitteschön der Seltenheitsfaktor liegen soll, dann kann ich nur antworten: Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Und von Franken aus betrachtet, wo die Sorte magere 5 % der Gesamtrebfläche für sich beansprucht, ist der Riesling nun einmal eine Species Rara.

Er wird zwar in jedem Betrieb, der etwas auf sich hält, angebaut, aber in den meisten Fällen dann doch nur in begrenztem Umfang. Für Franken ist er quasi als höchstwertige Ergänzungssorte zu betrachten. An Rhein und Mosel verhält sich dies naturgemäß ganz anders. Dort ist er seit Jahrhunderten der Platzhirsch und der Ruf deutscher Weißweine im Ausland ist eng mit diesen beiden Gebieten verknüpft. Das bedeutet aber keineswegs, dass hochgradig gelungene Rieslinge nur aus diesen beiden Regionen stammen können. Bester Beleg hierfür ist der fantastische, feinherbe Riesling von Holger Schmachtenberger aus Randersacker. Mit diesem rassigen Tropfen im Glas darf das Früjahr gerne Einzug halten.

In der Farbe zeigt er ein schönes Strohgelb mit leicht grünlichen Reflexen. Dies ist normalerweise der Hinweis auf einen jugendlichen Wein. In unserem Fall ist die Sache aber nicht so eindeutig, wie man denken könnte. Auf der einen Seite ist die Nase frisch und zitrusfruchtig, richtiggehend animierend, so wie man es sich von einem jungen Riesling-Wein vorstellt. Auf der anderen Seite blitzen aber auch wachsige und „toastige“ Noten auf, wie man sie beispielsweise von Chenin-Blanc-Weinen kennt und wie sie für zumindest angereifte Weine typisch sind. Die Frucht ist durchaus klassisch Riesling und weist Noten von Pfirsich und Aprikose auf. Aber auch ein kräftiger Schuss Limette, der einen Frische-Kick gibt, ist dabei.

Nimmt man dann den ersten Schluck und wartet einige Sekunden, so merkt man sofort, hier werden keine Gefangenen gemacht. Das ist Riesling pur. Die Säure ist fokussiert wie ein Laserstrahl, sie ist brilliant, exaltiert, einzigartig frisch, genial, großartig, wunderbar, einfach herrlich. Ein einziger, kleiner Wermutstropfen kommt mir in den Sinn: Möglicherweise kommen nicht alle Weintrinker mit der hohen Säure zurecht. Riesling-Fans jubilieren dafür umso mehr. 8,3 g/l sind eine Ansage. Da schmecken die 18 g/l Restzucker gleich mal nach halb so viel. Pfirsich und Zitrone aus der Nase sind auch die dominierenden Geschmackskomponenten am Gaumen. Insgesamt beeindruckt die rassige und knackfrische Art, welche unbedingt Lust auf den immer wieder nächsten Schluck macht. Man muss allgemein nicht allzu viel auf Medaillen und Prämierungsergebnisse geben, aber in diesem Fall ist die Goldmedaille der Fränkischen Weinprämierung mehr als verdient. Über den Preis müssen wir gar nicht weiter reden. Eine 7 vor dem Komma für einen klasse Riesling aus Franken im Jahr 2024. Noch Fragen? Von meiner Seite aus nicht.