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PLAY Rotling feinherb

Weingut Krauß – Abtswind

Heute kann ich Ihnen eine ausnehmend positive Story präsentieren, welche Anlass zur Hoffnung gibt in diesen nicht immer leichten Zeiten. Viele Winzerbetriebe in ganz Deutschland haben heute Probleme mit der Betriebsnachfolge, da der Nachwuchs sich nicht für den Weinbau interessiert und andere Berufswege einschlägt.

Michael Krauß stammt zwar aus einer passionierten Winzerfamilie, aber es gehört schon viel Mut dazu, in der heutigen Zeit einen neuen Betrieb zu gründen. Im Jahr 2020 eröffnete er mit gerade einmal 19 Jahren in Abtswind nahe Castell sein eigenes Weingut mit einem halben Hektar Anbaufläche. Bereits im Jahr 2022 ist die Betriebsfläche auf vier Hektar gewachsen, auf denen der Jungwinzer in erster Linie Silvaner und Müller-Thurgau anbaut.

Letzterer stellt auch gleichzeitig den Anteil für die weißen Trauben unseres heute vorgestellten Rotlings. Den Beitrag für die rote Sorte liefert, was recht ungewöhnlich ist, der Accolon. So ungewöhnlich dann aber möglicherweise doch wieder nicht, wenn man weiß, womit der Jungwinzer Michael Krauß noch experimentiert.

So baut er einen Teil seiner Weine in ReBarriques (viereckigen Holzfässern) oder auch Granit- und Sandsteinfässern aus. Diese Weine sind aber heute nicht das Thema. Wir wenden uns nun der Basis in Form eines frischen Rotlings zu.

Allein schon seine herrliche Farbe, ein strahlendes Himbeerrot, macht Lust auf einen gut gekühlten Schluck dieses Tropfens. In der Nase präsentiert er sich nicht so vordergründig fruchtig, wie manch andere Vertreter der Gattung. Dies ist der Hauptgrund, weshalb ich nicht zu den größten Rotling-Fans dieser Erde gehöre. Die plakative, mitunter bonbonhaft wirkende Erdbeerfrucht, welche man beim Rotling häufig im Glas hat, wirkt auf mich eher abtörnend.

Ganz anders jedoch beim aus dem noch blutjungen Weingut Krauß. Hier spielt im Duft zwar auch die Frucht die erste Geige, aber in absolut angenehmer und ausgewogner Art und Weise. Meine Nase nimmt beim Schnuppern Eindrücke von sommerlichen Beerenfrüchten wahr. Vor allem Himbeere, aber auch süßere Eindrücke in Richtung Erdbeere sind vorhanden.

Begleitet wird die Frucht darüber hinaus von zart würzigen und sogar leicht mineralischen Noten. Der Wein nennt eine wirklich schöne, ausgewogene, niemals vordergründige Nase sein Eigen.

Am Gaumen wird er ebenfalls von einer rotfruchtigen, eher säuerlichen, an Kirsche erinnernden Frucht getragen. Durch die feine Restsüße ergibt sich ein tolles Süße-Säure-Spiel, welches dem Wein eine unheimlich frische, saftige Art verleiht. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob ausgewiesene Halbtrocken-Trinker hier richtig sind. Denn mit 9g/l Restzucker liegt der Wein sogar noch an der Obergrenze von trocken. Wäre die Säure bei 7 statt bei 6g/l dürfte er sich sogar trocken auf‘s Etikett schreiben. So läuft er halt unter feinherb. Der hohe Trinkfluss lässt die Flasche schnell leer werden. Im Nachhall stellt sich eine laktische Note ein, welche zusammen mit der kirschigen Frucht etwas an Kirschjoghurt erinnert.