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2018er Röttinger Feuerstein Tauberschwarz

Weingut Poth, Röttingen

Darf ich vorstellen? Die wenigsten unter Ihnen dürften die vor einigen Jahrzehnten noch als ausgestorben angenommene autochthone Rebsorte Tauberschwarz kennen. Ihr Name zeugt bereits von Ihrer regionalen Herkunft und tatsächlich ist ihr Verbreitungsgebiet nach Ihrer Wiederentdeckung und -belebung in den Jahrzehnten nach 1960 auf die Region entlang der Tauber vom fränkischen Röttingen über Weikersheim in Württemberg bis nach Lauda-Königshofen und Beckstein im Badischen begrenzt geblieben. Mit gerade einmal 12 Hektar Anbaufläche gehört die Sorte zu den absoluten Raritäten und Spezialitäten. So mag es auch kaum verwundern, dass der Tauberschwarz von der Vereinigung Slow Food in ihre „Arche des Geschmacks“ aufgenommen wurde.

Das Weingut Poth aus Röttingen ist aufgrund seiner geographischen Situation geradezu prädestiniert, das Banner dieser historischen Rebe hochzuhalten. Sein 2018er Tauberschwarz aus der bekannten Lage „Röttinger Feuerstein“ zeigt exemplarisch auf, wofür die Sorte steht, da er alle drei genannten Kriterien in sich vereint:

Helle bis mittlere Farbe: In Anbetracht der Namensgebung könnte man ja durchaus einen tiefdunklen Rotwein erwarten. Da der Tauberschwarz eine dünne Beerenhaut hat, in der wenig Farbstoffe gebildet und eingelagert werden, sind seine Weine aber eher von hellroter Farbe.
Rotbeerige, eher säuerliche Fruchtanmutung: Besonders typisch ist eine ausgeprägte Kirschfrucht.
Zartbittere Geschmackseindrücke am Gaumen bzw. im Nachhall.

Farblich überzeugt unser 2018er Tauberschwarz durch ein strahlendes Purpurrot mittlerer Tiefe mit zarten Wasserrändern. Die Nase wird geprägt durch eine reintönige Kirschfrucht (Weichsel), welche durch feine Anklänge nach Kräutern und rauchige Noten ergänzt wird.

Insgesamt entsteht der Eindruck eines nordischen, eher kühl und straff gewirkten Rotweins.

Die Eindruck wird dann auch am Gaumen mit dem ersten Schluck prompt bestätigt. Der Wein hat eine präzise, feine Säure, welche ihm eine eher schlanke Anmutung verleiht. Die Tannine sind sehr feinkörnig und werden sowohl von der Säure als auch den so sortentypischen (Zart)Bitternoten überlagert. Die Frucht spielt am Gaumen eigentlich nur die zweite Geige. Im Gegensatz zur Nase mit ihren dominanten Weichselnoten kommt am Gaumen zusätzlich eine schöne Brombeernote zum Tragen.

Wir haben es hier mit einem ganz traditionell maischevergorenen, wirklich trockenen Rotwein zu tun. Charaktervoll, eigenständig und rar ist er allemal. Preislich kann man auch nicht meckern. Der ansonsten so gerne aufgeschlagene Exoten- bzw. Raritätenbonus ist hier entfallen.