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2015 Zweigelt Weißherbst Kabinett trocken – Dettelbacher Sonnenleite

Winzerhof Kieselsmühle, Dettelbach

Klein aber fein, so könnte das Motto für den Winzerhof Kieselsmühle aus Dettelbach lauten. Gerade einmal 3,5 Hektar bewirtschaftet das Ehepaar Petra und Werner Schmitt fast ausschließlich in Dettelbacher Lagen. Dass hier ein hoher Qualitätsanspruch an den Tag gelegt und auch eingelöst wird, beweist der im Jahr 2013 verliehene Bayerische Staatsehrenpreis. Ein weiteres Motto könnte lauten: Vielfalt ist Trumpf. Trotz der vergleichsweise überschaubaren Betriebsgröße befinden sich zehn verschiedene Rebsorten im Anbau. Eine der großen Spezialitäten der Kieselsmühle ist die eher 2015-sonnenleite-zweigelt-weissherbst-kabinett-trocken-BBfrankenuntypische Rebsorte Zweigelt, welche 1922 in Österreich aus den beiden autochthonen Sorten St. Laurent und Blaufränkisch gekreuzt wurde. Es handelt sich um die meistangebaute rote Varietät in unserem Nachbarland. In Deutschland sind kaum 100 Hektar mit der Zweigeltrebe bestockt, davon gerade einmal 15 Hektar in Franken.

Unser „Wein der Woche“ wäre somit im doppelten Sinne ein Exot: Zweigelt ist ohnehin selten bei uns anzutreffen, aber dann auch noch als Weißherbst gekeltert, da müssen selbst Spezialitätenliebhaber lange suchen, um ein Pendant zu finden.
Doch wie präsentiert sich unser „Exil-Österreicher“ im Glas? Die Farbe ist ein wunderbar strahlendes, mittelkräftiges Pink. In der Nase zeigt er glasklare, rotbeerige Fruchtaromen, welche aber niemals ins Kitschige abgleiten, sondern vielmehr von einer zarten Würze begleitet werden. Die Lust auf den ersten Schluck stellt sich auf jeden Fall unmittelbar ein.

In seiner feinsäuerlichen, rotfruchtigen Art erinnert der Wein etwas an leicht gezuckerte Ribiseln, um im Idiom des Heimatlandes der Sorte zu verbleiben. Auch wenn „trocken“ auf dem Etikett steht, so hat er doch ein paar Gramm Restzucker, welche aber überhaupt nicht stören, sondern vielmehr die Fruchtigkeit unterstreichen und im Zusammenspiel mit der Säure einen spannenden Kontrast erzeugen. Auch im Geschmack kommt, wie bereits im Duft angedeutet, eine würzige Note zum tragen. Eine leicht phenolische Komponente sorgt für Struktur am Gaumen und verhindert, dass man den Wein einfach nur so „wegschlabbert“. Dafür wäre er zwar keineswegs zu schade, aber unter Wert geschlagen allemal. Denn durch seine Kraft (13 % vol. Alkohol) und Struktur eignet er sich ausgezeichnet als Essensbegleiter. Ich würde ihn gerne zu marinierten (Olivenöl, Kräuter und Knoblauch) und anschließend gegrillten Lammkoteletts trinken.

2015 Rotling halbtrocken

Weingut Lother, Wipfeld

Ja, ich gebe es unumwunden zu, Sie haben mich ertappt! Schon wieder ein Rotling im Glas. Ich betrachte es schon fast als Ritual im Moment, um den heiß ersehnten Frühling „herbeizutrinken“. Denn welcher Wein sollte sich besser für diesen Zweck eignen als ein supersaftiger, vor Frucht nur so strotzender Rotling?

Familie Lother hat alles richtig gemacht und ein Bilderbuch-Exemplar dieser Gattung abgeliefert. Allein schon die herrliche, himbeerrote Farbe, welche der Wein im Glas zeigt, macht ganz 2015-rotlingunmittelbar Lust auf den ersten Schluck.

Doch halt! Als zivilisierte Weintrinker schnuppern wir selbstverständlich erst einmal am Glas. Man meint, wenn man dabei die Augen schließt, inmitten eines Erdbeerfeldes mit vollreifen Früchten zu stehen. Das Ganze hat aber auch noch eine Komponente, welche mich in meine Kindertage zurückversetzt. Dieser spezielle Duft erinnert mich an meine Lieblingssüßigkeit vergangener Tage, doch möchte ich natürlich keine Schleichwerbung machen an dieser Stelle. Ich sage nur soviel, es fängt mit Prima an und hört mit Vera auf. Außerdem stammt es aus Bonn. Von Hans Riegel natürlich. Für den Rest gibt es Suchmaschinen.

Am Gaumen spielen die perfekt dosierte Süße und die lebendige Säure Ping-Pong. Zur Erdbeerfrucht aus der Nase gesellen sich geschmacklich noch ein Touch Himbeere und sogar ein Hauch Rhabarber. Der Trinkfaktor ist immens! Die Hand geht ständig zum Glas und die Geschmackspapillen lechzen nach mehr!

So geht Rotling. Das ist modern und gekonnt vinifiziert, absolut reintönig, saftig und mit unglaublichem Zug am Gaumen. Ab jetzt bis mindestens zum Altweibersommer sollten Sie immer ein paar Flaschen von diesem „Crowd-Pleaser“ im Haus haben. Falls Sie die Grill-Saison noch nicht eröffnet haben, dann wird es jetzt aber Zeit. Den passenden Wein habe ich Ihnen soeben empfohlen!

2013 Silvaner Kabinett trocken Hammelburger Heroldsberg

„Müller! Das Weingut und Weinhotel“, Hammelburg

Heute befindet sich wieder einmal ein Wein in meinem Glas, welcher aus einer Regiom Weinfrankens stammt, die normalerweise nicht so sehr im Fokus der Weinliebhaber steht.
Obwohl Hammelburg dank einer Urkunde aus dem 8. Jahrhundert sogar offiziell als die Wiege des fränkischen Weinbaus gilt, stehen die Erzeugnisse der hiesigen Winzer nicht allzu häufig im Rampenlicht. Mich beschleicht allerdings das Gefühl, dass dies zu Unrecht der Fall sein könnte. Denn alle Weine, welche ich von hier in den letzten Monaten verkostet habe, waren absolut spannende, individuelle Tropfen.

2013-heroldsberg-silvaner-kabinett-trockenSo auch unser Silvaner Kabinett trocken vom Weingut Müller. Die Reben stehen in der Lage „Hammelburger Heroldsberg“. 2013 war nicht unbedingt das Traumjahr fränkischer Winzer. Zu schwierig waren die Wachstums- und Witterungsbedingungen während der Vegetationsperiode und vor allem während der Lese im Herbst.

Aber ein großes Bravo von meiner Seite für diesen absolut stimmigen und charaktervollen Silvaner. Ich habe das Gefühl, hier hat der Winzer ganz genau gewusst, wie er mit den widrigen Bedingungen umgehen muss und wie der Wein später sein soll. Denn trotz aller Unwägbarkeiten während des Ausbaus sollte der Winzer dennoch eine klare Vorstellung davon haben, wie sein Wein später werden soll.

So vermute ich zum Beispiel, dass unser Silvaner wegen der jahrgangsbedingt höheren Säure ganz bewusst einen biologischen Säureabbau durchlaufen hat, wodurch die „aggressivere“ Äpfelsäure in die weichere, harmonischer schmeckende Milchsäure umgewandelt wird. Beim Rotwein ist dieser Prozess absoluter Standard, beim Weißwein eher die Ausnahme. Früher war dieser Vorgang auch beim Weißwein noch weiter verbreitet. Nur in unserem Nachbarland, der Schweiz, ist der BSA (biologische Säureabbau) auch heute noch beim Weißwein gängige Praxis.

Falls Sie sich fragen, wie ich zu meiner Vermutung komme, hier ist die Antwort: In der Nase zeigt der Silvaner eine typische, vom BSA herrührende Note, welche an Molke und ganz leicht an Sauerkraut erinnert. Der Ton ist aber so dezent und wunderbar in die gelbfruchtige, in Richtung Quitte gehende Fruchtaromatik eingebunden, dass lediglich die Komplexität gesteigert wird und wir eine Ahnung davon bekommen, wie ein traditioneller Silvaner vor einem halben Jahrhundert geschmeckt haben könnte. Auch zarte, nussige Anklänge schwingen im Duft mit. Vielleicht war ja sogar ein klein wenig Holz (Holzfassausbau) mit im Spiel.

Am Gaumen begeistert die wunderbar cremige, elegante Art des Weines, die für meinen Geschmack sogar in Richtung eines Burgunders zeigt. Eventuell hat der Wein während des Ausbaus ein langes Feinhefelager mit regelmäßigem Aufrühren der Hefe (Batonnage) erfahren. Dies würde auf jeden Fall die tolle Cremigkeit im Gaumenauftritt erklären. Was dem Ganzen dann noch die Krone aufsetzt, ist eine herrlich mineralische, ganz, ganz leicht bittere Note im Nachhall. Selten habe ich einen so gekonnt vinifizierten, für meinen Geschmack traditionellen Silvaner getrunken. Und dann noch aus solch einem schwierigen Jahrgang. Chapeau!

2015 Rotling halbtrocken

Weingut Bausewein, Iphofen

Nach kurzem Hin- und Herüberlegen, was für einen Wein ich Ihnen diese Woche vorstellen könnte, habe ich mich dann doch zügig für den neuen Jahrgang vom Rotling der Winzerfamilie Bausewein aus Iphofen entschieden.

2015-rotlingUnd zwar aus dem ganz einfachen Grund, weil der Wein auf seine Art den Frühling ins Glas zaubert und mir damit hilft, den aufkeimenden Winterblues zu vertreiben.

Wesentlich kräftiger als der Jahrgangsvorgänger kommt die aktuelle Version ins Glas. Erinnerte mich die Farbe letztes Jahr noch an einen guten, lachsfarbenen Rosé aus der Provence, so leuchtet der 2015er in kräftigem Rosa mit zartem Orangeschimmer.

In der Nase dominiert zunächst die sehr saftige und reintönige Frucht mit Anklängen von reifen Walderdbeeren. Über diese betörende Fruchtnote legt sich noch eine sahnige Note mit einem Hauch Karamell. Der 2014er Jahrgang war durch seine besonders ausgeprägte Würze, sowohl in der Nase als auch im Geschmack, determiniert. Diese fehlt beim aktuellen Jahrgang fast komplett. Nur ein Hauch frische Gartenkräuter liegt über allem, die pfeffrige Würze fehlt dieses Mal. Aber dies ist sicherlich zum Großteil einfach Ausdruck des Jahrgangs und seiner unterschiedlichen Wachstumsbedingungen und somit unbedingt begrüßenswert.

Dafür ist der neue Jahrgang insgesamt etwas hedonistischer und bereitet großes Trinkvergnügen. Aber unterschätzen sollte man ihn trotzdem nicht. Denn am Gaumen zeigt er bei aller Fruchtigkeit und Saftigkeit auch eine „seriöse“ Seite, welche sich in einer griffigen, prägnanten Struktur mit leicht phenoligen Komponenten äußert. Kurz gesagt: Bei aller Fruchtigkeit und Saftigkeit besitzt der Wein auch Grip und Struktur. Die Restsüße, immerhin bewegen wir uns im halbtrockenen Bereich, wirkt niemals aufgesetzt, sondern unterstreicht lediglich die Frucht. Zur Lammkeule (wie seinen Vorgänger) würde ich ihn nicht empfehlen, aber in ein paar Wochen spricht nichts dagegen, ihn mit kleingeschnittenen, frischen Erdbeeren und ein oder zwei Blättern Minze im Glas zu servieren. Sie werden es lieben! Versprochen!

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2012 Domina Spätlese trocken-Volkacher Ratsherr

Weingut Walter Erhard, Volkach

Walter Erhard hat klare Vorstellungen von seinen Weinen und Ihrer Qualität. Allerdings war es ein langer Weg diese auch vollständig umzusetzten. Als er den Betrieb im Jahre 1990 von seinen Eltern übernahm, handelte es sich um einen klassischen, landwirtschaftlichen Mischbetrieb. Sein oberstes Ziel war es ein florierendes, selbstvermarktendes Weingut aufzubauen.

2012-domina-spaet-trocken-BBMit 7,5 Hektar Weinbergsfläche in den bekannten Lagen Escherndorfer Lump und Volkacher Ratsherr, der langjährigen Mitgliedschaft in der Winzervereinigung Frank&Frei und zahlreichen Preisen und Auszeichnungen (Bayerischer Staatsehrenpreis, 1. Platz Internationaler Müller-Thurgau-Preis, 2 Trauben Gault Millau etc.) kann dieses Unterfangen wohl als gelungen bezeichnet werden.

Die „2012er Domina Spätlese trocken“ läuft als teuerster Rotwein im dreigliedrigen Sortiment (Neues Franken, Klassisches Franken, Großes Franken) unter der Kategorie „Großes Franken“. Auf der Hompage heißt es: „Hinter diesen Weinen steckt die ganze Philosophie und Leidenschaft von Walter“ und „nur Trauben aus den Filetstücken des Volkacher Ratsherr und des Eschendorfer Lump eignen sich dafür“.
Durchaus vielversprechende Worte, welche aber auch erst einmal eingelöst sein wollen. Die Wahrheit liegt wie immer im Glas!

Die fränkische Rotweinsorte Nummer Eins in den Händen eines sehr guten Winzers und noch dazu aus einem Top-Jahrgang als trockene Spätlese. Meine Vorfreude auf den Inhalt der bauchigen Flasche war geweckt. Und wurde keineswegs enttäuscht. Der Wein ist sehr präzise und sehr sortentypisch.

Im Glas präsentiert er sich mit funkelnder, kirschroter Farbe. Besonders gut gefällt mir an der Nase die Balance zwischen reifer Frucht und balsamischer Würze.
Die fruchtige Seite wird von kirschigen und pflaumigen Noten repräsentiert. Für Spannung sorgen die (holz)würzigen, an Piment und Wacholder erinnernden Noten. Auch mein heißgeliebter, für die Sorte typischer Rote-Beete-Ton fehlt nicht.

Am Gaumen präsentiert sich die Erhard’sche Domina ungemein elegant mit polierten Tanninen und feinstem Säurenerv. Der Wein gleitet über die Zunge und begeistert mit seiner Frische und Transparenz. Kühl, mit fast schon seidiger Eleganz fließt er über die Zunge. Dank einer sehr feinfühligen Extraktion finden sich Nachhall auch keine Bittertöne, die manchmal, sofern sie zu sehr ausgeprägt sind, eher störend wirken. Das ist ganz klar fränkische Domina-Championsleague. Der Wein lässt sich zwar wunderbar solo trinken, aber der Genuss wird in meinen Augen durch ein passendes Essen nochmals gesteigert. Besonders gerne in Kombination mit Wild aus heimischer Jagd.