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2013 Scheurebe Spätlese Nordheimer Vögelein

Weingut Glaser, Nordheim

2016 ist das große Jubiläumsjahr der Scheurebe. Die Sorte wurde im Jahr 1916 von Dr. Georg Scheu an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey (Rheinhessen) gekreuzt. Lange Zeit glaubte man irrtümlich, es handele sich um eine Kreuzung der Elternsorten Riesling und Silvaner. Dies hat sich jedoch durch moderne Genanalysen als falsch erwiesen. Die Sorte entstammt vielmehr der 2013-voegelein-scheurebe-spaet-trockenVerbindung von Riesling und Bukettraube. Und spätestens hier kommt dann auch die Region Franken ins Spiel: die Bukettraube, welche hierzulande als ausgestorben galt, wurde im 19. Jahrhundert vom Weinbau-Pionier Sebastian Englerth in Randersacker aus Silvaner und Trollinger gekreuzt. Auf verschlungenen Pfaden fand die Sorte ihren Weg nach Südafrika und wird dort heute auf knapp 90 Hektar kultiviert.

Doch zurück zur Scheurebe, welche ich für eine der qualitativ hochwertigsten „Neuzüchtungen“  überhaupt halte: Auch wenn sich die Anbaufläche in den letzen 20 Jahren mehr als halbiert hat, so gehört sie mit knapp 1.500 Hektar immer noch zu den Top 10 der meistangebauten weißen Rebsorten. Was der Sorte helfen könnte, nicht noch weiter an Boden zu verlieren, ist der Umstand, dass sie von vielen Winzern als deutsche Antwort auf die Modesorte Sauvignon Blanc gesehen und vermarktet wird.

Die Trauben für die restsüße Spätlese von Familie Glaser sind in der Lage „Nordheimer Vögelein“ gewachsen. Und ob Sie es glauben oder nicht, mein erster Gedanke beim Schnüffeln am Glas war Sauvignon Blanc. Und zwar aus Neuseeland. Die Nase weist in eine überaus exotische, an Mango und Maracuja erinnernde Richtung. Erst mit etwas Belüftung und steigender Temperatur zeigt sich die sortentypische Grapefruit-Note. Auch etwas Pflanzlich-Vegetabiles wie Erbsenschote nehme ich wahr. Das alles ist sehr expressiv und eindeutig, ohne gleich ins Schwülstige abzudriften.

Am Gaumen folgt dann die eigentliche Sensation: Man merkt sofort, dass es sich um eine Riesling-Kreuzung handelt. Die Säure zieht über die Zunge, als ob Sie den Main teilen möchte. Das ist dermaßen frisch und belebend, dass sofort den nächsten Schluck macht, ob man will oder nicht. Die Scheurebe Spätlese von Familie Glaser hat einen Zug am Gaumen, dass es eine wahre Freude ist. Geschmacklich kommt wieder die Maracuja aus der Nase zum Vorschein. Aber auch eine würzige, fast salzige Note schwingt im langen Nachhall mit.

Das ist einfach toll! Vor allem wirkt der Wein noch unglaublich frisch, ja fast jugendlich! Die Reifefähigkeit hochklassiger Scheureben ist in Kennerkreisen Legende. Aber was erzähle ich eigentlich? – Bitte selbst probieren, frei nach dem Motto: „Probieren geht über studieren“.